Elektro aus Russland als globaler Kult: Buttechno im Interview

Musik aus Russland auf globaler Ebene ist ein kompliziertes Thema. Den meisten Menschen würde dazu vielleicht Tschaikowski einfallen oder t.A.T.u. oder Arkona. In einigen Genres sind jedoch russische Komponist*innen und Musiker*innen weltweit bekannt und gehören mittlerweile zu den kultigsten Personen ihrer Gilde. Einer von solchen Musikern ist Pavel Milyakov aka. Buttechno – ein Allrounder der elektronischen Musik. Seit 2016 spielte der Musiker über 80 Sets in Deutschland, USA, Japan, China, Norwegen, Frankreich, Belgien, Litauen, Finnland, Lettland, Georgien, Polen, Belarus, Ukraine und natürlich Russland. Der Moskauer spielt dabei nicht nur in Clubs, sondern legt unter anderem auf Modeschauen auf. Von Anfang an unterstütze der Musiker den Street Wear Designer Gosha Rubchinsky bei der visuellen Gestaltung seines Label-Auftritts und kreierte dann auch die Musik für seine Shows. Die Musik von Buttechno war die Begleitung von allen Catwalks Rubchinky’s bei der Fashion Week in Paris 2016. Was explizit die Musik betrifft, so ist diese sehr vielseitig. Manche Tracks sind irgendwo zwischen Drone und Dark Ambient angesiedelt, manche zwischen Techno und EBM, manche zwischen Crust und Minimal. In jeder dieser Richtungen gelingt dem Musiker Perfektion. osTraum hat mit ihm über seinen Background, seine Ansichten und seine Musik gesprochen.

 

osTraum: Wie alt warst du als du angefangen hast bewusst Musik zu hören? Wie geschah es und wie hat sich dein Geschmack verändert?

Buttechno: Ich muss um die 13 gewesen sein als ich angefangen habe, bewusst Musik zu hören. Damals gab es noch keinen Internet. Die Musik wurde aus zweiter Hand gekauft oder auf irgendwelchen Flohmärkten. Einige Aufnahmen rotierten unter Freunden.

osTraum: Was hat dich dazu bewegt, Musik zu machen? Waren es bestimmte Ereignisse, Menschen oder Bands?

Buttechno: Ich weiß nicht mehr so genau, was mich dazu bewegt hat. Eines Tages habe ich einfach verstanden, dass es das ist, womit ich mich gern beschäftige. Ich war damals etwa 22 Jahre alt.

osTraum: Die Liste der Städte, in denen du deine Platten aufgelegt hast, ist beeindruckend. In welchen Städten hat es dir mehr gefallen? In welchen weniger?

Buttechno: Von den Städten, die weit weg sind, hat es mir in Tokio gefallen. In Wladiwostok auch. Vom nahen Ausland: Kiew ist sehr geil, in Odessa, in Tiflis. Auch Tallinn ist eine sehr coole Stadt mit einer kleinen, aber sehr geilen Community. In diese Städte komme ich immer wieder gern, weil das Publikum cool ist und die Städte an sich mir auch sehr gut gefallen.

osTraum: Was sind die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede vom Publikum in Russland, Deutschland und den USA?

Buttechno: Das Publikum in den GUS-Staaten ist nicht so übersatt. Bei uns hat das Ganze vor gar nicht so langer Zeit angefangen und es gibt noch wenige Orte, an denen auch gute ausländische Musiker auflegen. Im Gegensatz zu Berlin beispielsweise gibt das Publikum mehr emotionales Feedback. Die Gefühle sind irgendwie echter.

osTraum: In früheren Interviews hast du gesagt, dass Musik für dich kein rein akustisches Produkt ist. Musik ist eine audio-visuelle Schöpfung. Machst du die Layouts für deine Alben selbst? Welche andere visuelle Elemente gibt es in deiner Musik?

Buttechno: Ich versuche immer meine Alben selbst zu gestalten, doch nicht alle Labels lassen sich darauf ein und manchmal gibt es Missverständnisse diesbezüglich. Doch Musik bleibt dabei das wichtigste und wir finden immer ein Kompromiss. Die visuelle Gestaltung von Alben ist für mich enorm wichtig, weil ein Album eine in sich geschlossene Kreation ist und letztendlich ist das Cover nicht weniger wichtig als die Musik.

osTraum: In der Geschichte von vielen post-sowjetischen Staaten waren die 1990-er Jahre eine wilde Zeit im negativen Sinne des Wortes. Diese Zeit auf der Gesellschaft viele Spuren hinterlassen. Welche dieser Spuren siehst und spürst du bis heute als Musiker?

Buttechno: Die 90-er hatten definitiv einen starken Einfluss auf unser Leben und natürlich auch auf die Musik als einen Teil dieses Lebens. Einerseits ist in den 90-ern ein Strom westlicher Musik ausgebrochen und erste Communities und Parties haben sich gebildet, die alles, was danach kam, beeinflusst haben. Anderseits sind sehr viele talentierte Künstler gestorben wegen Drogen oder der allgemein schwierigen Situation im Land.

osTraum: Kannst du bitte unseren Leser*innen fünf Tracks aus der aktuellen russischen Szene empfehlen? 5 Stücke, die besonders beachtenswert sind:


osTraum @ Facebook


Интервью на русском: Buttechno_Interview_RUS


Am 21.12.2018 legt Buttechno in Berlin auf. Mehr Infos HIER.


All pics from Buttechno’s Instagram

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