Ukrainian Film Festival 2023 in Berlin

“No time like home” lautet das Motto des Ukrainian Film Festivals (UFFB) 2023 am 25.-29. Oktober in Berlin. Das Festival findet bereits zum vierten Mal statt; in diesem Herbst werden Zuschauer*innen dazu eingeladen, in das ewige Thema “Zuhause” einzutauchen und das mithilfe des ukrainischen Kinos. Dazu bieten sich diverse Filme aus dem breitgefächerten Programm an – von den persönlichen Filmgeschichten der vom Krieg geflüchteten Regisseur*innen hin zu den kinematographischen Auseinandersetzungen mit den 1990er Jahren in der Ukraine. Zu den Highlights des Hauptprogramms gehören zweifelsohne die Dokumentarfilme “Iron Butterflies” von Roman Liubyi und “We will not fade away” von Alisa Kovalenko, die ihre Premiere bereits auf der Berlinale 2023 gefeiert haben. Zum ersten Mal in der Festivalgeschichte wird auch eine Retrospektive in Kooperation mit dem nationalen Oleksandr-Dovzhenko-Zentrum und der deutschen DEFA-Stiftung gezeigt, deren Schwerpunkt auf dem Ukrainischen Poetischen Kino liegt. osTraum hat für euch in das Festivalprogramm reingeschaut.

Dokumentarfilm im Hauptprogramm

“We will not fade away” von Alisa Kovalenko ist ein bewegendes Porträt einer Generation, die im Krieg aufgewachsen ist. Die unaufdringlich beobachtende Kamera begleitet ukrainische Jugendliche im Donbas, für die das Leben zwischen den Ruinen, Minenfeldern und Schutzbunkern alltäglich geworden ist. “Ich kann mich an kein Jahr in meinem Leben erinnern wie an 2014.” – “Es ist, als hätte damals eine neue Zeitrechnung begonnen.” Eine Empfehlung für alle, die den Film auf den Festivals wie goEast oder die Berlinale noch nicht gesehen haben.

Ein weiterer wichtiger Film aus dem Programm ist “Iron Butterflies” von Roman Liubyi. Der Dokumentarfilm begibt sich auf die Suche nach den Hintergründen des MH17-Absturzes. Als der Passagierflug auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über dem Osten der Ukraine von einer Rakete abgeschossen wird, herrscht in der Öffentlichkeit die Unsicherheit, wer hinter diesem grausamen Verbrechen steckt. Roman Liubyi legt durch Archivmaterial, Social Media Clips sowie inszenierte und animierte Elemente dar, wie die russische Desinformationskampagne vonstatten gegangen ist.

In “3 Women” erzählt der Regisseur Maksym Melnyk die Geschichten von drei Frauen aus den Karpaten. Hanna, Maria und Nelya leben in einem Dorf zwischen der Ukraine, Polen und der Slowakei. Die Einsamkeit prägt das Leben in den Bergen, aber je kälter der Winter wird, desto mehr menschliche Wärme wird von den drei Frauen dem Filmteam entgegengebracht. Das Porträt eines unbekannten Ortes mitten in Europa.

Außerdem werdet ihr im Programm Kurzfilme sowie weitere spannende Filmwerke wie z.B. “20 Days in Mariupol” von Mstislav Chernov und “Do you love me?” von Tonia Noyabriova finden. Das vollständige Programm gibt es auf der Website des Festivals.

Retrospektive “UKRAINISCHES POETISCHES KINO”

Mit drei Filmen von Ivan Mykolajchuk und Jurji Iljenko präsentiert das UFFB das ukrainische poetische Kino, in dem sich u.a. die Repräsentationen der ukrainischen nationalen Identität wiederfinden. Diese Filmbewegung war von Oleksandr Dovzhenkos frühen Werken stark geprägt und hat sich vor allem während der 1960er–1970er Jahre entwickelt. Die Regisseure des ukrainischen poetischen Kinos zeichnen sich durch ihren individuellen Stil aus, ihre Werke schaffen eine einzigartige Atmosphäre, eine eigene Filmwelt. Das Berliner Publikum kann sich auf “The White Bird Marken with Black” von Jurij Iljenko sowie auf “BABYLON XX” und “Such Late, Such Warm Autumn” von Ivan Mykolajchuk freuen. Nach jedem Film der Retrospektive wird es eine Diskussion mit Oleksii Isakov vom Zentrum für Strategie und Entwicklung (ZSE) an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) geben.

Die Georgische Filmreihe

Neu dieses Jahr ist auch die georgische Filmreihe. Aufgrund der “Reorganisierung” des Georgischen Nationalen Filmzentrums erlebt die georgische Filmindustrie aktuell eine existenzielle Krise. Das UFFB bietet im Rahmen des Festivals dem zeitgenössischen georgischen Kino eine internationale Bühne und zeigt sich somit solidarisch mit georgischen Filmschaffenden. Drei vor kurzem erschienene Filme werden gescreent: “A Room of my Own” von Soso Bliadze, “Self-Portrait along the Borderline” von Anna Dziapshipa und “Magic Mountain” von Mariam Chachia und Nik Voigt. Alle Filme handeln von dem Festivalthema “Zuhause”, das allerdings weniger mit Geborgenheit und Sicherheit und mehr mit der traumatischen Erinnerung an Verlust und Angst in Verbindung gebracht wird.


UFFB 2023

Titelbild: © Fimstill aus “Do you love me?” via UFFB.


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