Text und Interview: Aleksej Tikhonov und Maria Gerasimova
Katya Zhatova ist Künstlerin aus der Ukraine, die scharfsinnige Illustrationen über den Krieg in der Ukraine auf ihrem Instagram-Kanal creepyweirdodo veröffentlicht und aktuell in Berlin lebt. Putin und Lukašenka sind häufige Figuren ihrer Bilder, aber auch die Wirkung der Propaganda über den Krieg auf russische “vatniki”(1) wird thematisiert. Die Zeichnungen sind bissige Karikaturen, deren Sjužets oft auf die Inhalte der Nachrichten zurückgehen und sich in Russland abspielen.
Die Illustrationen in ihren verschiedenen Ausprägungen sind Katyas Hauptbeschäftigung, dabei spiegeln die Bilder auf ihrer Instagram-Seite zum Teil ihr eigenes Leben wider. Vor der Invasion Russlands in die Ukraine waren dort in erster Rolle ihre Imaginationen oder Situationen aus dem Alltagsleben zu sehen. “Aber jetzt ist der Alltag eines jeden Ukrainers der Krieg, so dass die Themen der Werke meist aktuell sind und diesen Krieg zeigen“, sagt Katya.
Die Motive für die Illustrationen kommen durch den Konsum der Medienberichterstattung wie von alleine. “Manchmal sehe ich ein Foto und stelle mir vor, wie es verändert oder ergänzt werden kann. Außerdem entstehen die Ideen oft während eines Gesprächs mit meinen Freund*innen oder meinem Mann. Ich mag es, wenn die Inspiration unerwartet kommt, ohne dass ich dabei überhaupt ans Malen denke”, erklärt Katya.
Der Entstehungsprozess einer Illustration ist sehr individuell: “Zunächst habe ich ausschließlich mit einem Bleistift auf Papier gezeichnet, dann habe ich einen schwarzen Liner verwendet, Fotos gemacht und diese in einem Fotobearbeitungsprogramm weiterverarbeitet. Meine Zeichnungen waren also meist monochrom. Später habe ich angefangen mit einem Tablet zu arbeiten und das hat meine Herangehensweise völlig verändert. Bevor ich mit dem Malen anfange, halte ich die Szenen in meinem Handy fest, mache Skizzen und setze sie erst dann digital um.”
Die Zeichnungen auf dem Kanal creepyweirdodo sind primär ein persönliches Festhalten gewisser Situationen und Gedanken, eine Art Tagebuch der Illustratorin. Dennoch ist es für Katya auch wichtig, die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Ereignisse in der Ukraine zu lenken.
“Dieses Grauen sollte für niemanden alltäglich werden.”
Wenn du auf der Suche nach mehr Kunst aus der Ukraine bist, empfiehlt Katya die folgenden Künstlerinnen:
- Julia Danilevskaya (yulia_danilevskaya)
- Anna Vereshchaka (anna_veriki)
- Irina Maksimova (maksymova.art)
- Maria Kovalchuk (mariia.bookworm)
- Daria Kabyka (dariakabyka)
- Daria Ozero (ozero__)
(1) Vatnik – die umgangssprachliche Bezeichnung für Wattejacken bzw. Steppjacken. Die Art der Jacken wurde in der UdSSR hergestellt und war hauptsächlich für das Militärpersonal während des Zweiten Weltkriegs und für Personen bestimmt, die in Justizvollzugsanstalten inhaftiert waren. Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme des Landes gehörten Steppjacken zur Alltagsgarderobe der Arbeiterklasse und der Landbevölkerung. Heute ist das Wort „Vatnik“ eine anstößige Bezeichnung für Menschen, die sozioökonomische Probleme in der Geschichte der UdSSR ignorieren und darauf bestehen, dass in der UdSSR alles besser gewesen ist. [Anm. d. Red.]
Das Original des Interviews auf Ukrainisch kann hier angeschaut werden:
Copyright für alle Illustrationen in diesem Beitrag: © Katya Zhatova / creepyweirdodo
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