Die 7 Metal Bands aus Ukraine

osTraum hat euch bereits sieben ukrainische Musiker:innen empfohlen, die davon auch finanziell profitieren, wenn ihr ihre Musik bei Spotify hört. Dabei ging es lediglich vor allem um Pop, Hip Hop und Soft Rock. Doch Ukraine hat auch in anderen Musikgenres was zu bieten. Im folgenden 7’er stellt euch osTraum die Hidden Champions (für den Mainstream, nicht für die echten Musik-Kenner:innen) der harten Klänge vor. Von Folk über Heavy bis hin zu Black Metal und Deathcore – es gibt alles. Streamt die Künstler:innen auf Spotify! #StandWithUkraine

7. Space of Variations (Metalcore/Deathcore, est. 2009 in Winnyzja)

Den Opener macht auf Spotify das Lied “Tibet“ mit einem Sample eines gemeinsamen Stücks von dem bulgarischen Frauenchor The Mystery of the Bulgarian Voices und der tuwinischen Kehlkopfgesang-Ethno-Band Huun-Huur-Tu. Dabei hat die Boy-Band einen ultramodernen Metalcore-Sound vorzuweisen: klarer Gesang und Shouting, saubere Distortion- und Sologitarren, mathematisch genaue Schlagzeugpartien. Insgesamt ist es eine harmonische Mischung aus schnellem Hardcore und Metalcore, zu der sich energische Moshpits gestalten lassen. An manchen Stellen ist der Sound experimentell und lässt die Hörrer:innen ins Weltall fliegen, zumeist geht es aber auf der Erde ab mit Liedern über Liebe und Leben, Schmerz und Beziehungen, Trauer und Mut, mit Lyrics auf Englisch und manchmal auf Ukrainisch. Space of Variations tourte bereits mit ukrainischen Jinjer und den deutschen Party-Metalcorern von Eskimo Callboy, nahm einen Track mit dem ukrainischen Rap-Superstar Alyona Alyona auf, über die osTraum bereits mehrmals berichtet hat. Die Jungs stehen bei Napalm Records unter Vertrag.               

SPACE OF VARIATIONS AUF SPOTIFY

6. White Ward (Modern/Depressive Black Metal, est. 2012 in Odessa)

Der Name der Band referiert auf weiße Wände (einer psychiatrischen Anstalt?) als inneres Exil. Die Band wurde kurz vor dem Beginn des russländischen Krieges gegen Ukraine gegründet und so bekam der Name einen sehr lebensnahen Bezug. Ihre Musik lässt sich im allgemeinen als Modern und Depressive Black Metal beschreiben. Das Depressive an der Musikrichtung soll aber keinesfalls die Krankheit glorifizieren und verharmlosen, sondern lediglich bei der Überwindung und Heilung helfen. Die Musik und der Gesang drücken aus, was viele Menschen selbst nicht sagen können. Durch die Klänge kann der seelische Schmerz zum Ausdruck gebracht werden, auch durch das äußerlich passive und innerlich aktive Hören. Die Wertung soll dabei aber keinesfalls als ein medizinischer Ratschlag verstanden werden, jedoch als ein persönlicher Erfahrungsbericht. Die Musik von White Ward ist durch die Benutzung von für Black Metal untypischen Instrumenten, wie dem Saxofon oder elektronischen Lounge Samples, einzigartig und verleiht der Band ein Alleinstellungsmerkmal in der Szene (mit der Ausnahme des norwegischen Multiinstrumentalisten Taake). Die Formation steht bei dem Pariser Indie Label Debemur Morti Productions unter Vertrag und setzt sich auf ihren Social-Media-Kanälen aktiv gegen den Krieg in Ukraine ein.

Quelle: White Ward auf Facebook

WHITE WARD AUF SPOTIFY

5. Karna (Folk Metal, est. 1997 in Ivano-Frankivsk)

Mit einer Pause zwischen 2010 und 2013 sind Karna die dienstälteste ukrainische Band in diesem Ranking. Seit ihrer Wiedergeburt positionieren die Metalheads ihre Musik als Hutsul Metal. Damit setzt die Band einen Akzent auf die ukrainische (Volks-)Kultur in der Karpatenregion, wo es kurz nach dem 1. Weltkrieg eine unabhängige Hutsul Republik um die Hauptstadt Jasinja gegeben hat. Die Republik wurde nach einigen Monaten Existenz unter der Tschechoslowakei, Rumänien und Ukraine aufgeteilt. Heute ist es die Transkarpatische Region mit der Hauptstadt Uschhorod – der geografisch westlichsten ukrainischen Stadt. Die Hutsulen als eine Minderheit existierten auf dem Gebiet jedoch lange vor der Hutsul Republik, sie sind immer noch da und heute am nächsten mit den Russinen (nicht Russen, nicht Russinnen, tatsächlich Russinen) und Ukrainer:innen verwandt. Auf Spotify hat die Karna rund 50.000 monatliche Hörer:innen und Hunderttausende Streams. Ihr Lied “Party na Prykarpatti” (de.: Party in Transkarpatien) kann dabei sehr wohl nicht nur als das populärste Lied der Band, sondern auch als eine optimistische Folk-Metal-Hymne, die zum Tanzen animiert, gelten. Dabei sind ihre Lyrics ausschließlich auf Ukrainisch.       

KARNA AUF SPOTIFY

4. Mortal Vision (Thrash Metal, est. 2019 in Dnipro)

Habt ihr ein Metallica- oder Slayer-Shirt im Schrank hängen? Die jungen Thrasher holen den Sound der 1980-er in das 21. Jahrhundert. Das alte Shirt braucht ihr nicht mehr, kauft Merchandise von Mortal Vision, denn die Musiker unterstützen die ukrainischen Streitkräfte im Kampf gegen die russländische Invasion.

Die Band gibt es zwar erst seit drei Jahren und bekanntlich geht Musikproduktion im Metal nicht so schnell wie im Rap, doch Mortal Vision haben bereits vier Singles und ein Album vorzuweisen. Auch auf YouTube und allen anderen Social Media Plattformen sind die Musiker aktiv. Sie holen den Thrash buchstäblich in die Gegenwart, vergessen aber auch nicht die Wurzeln des Musikgenres und so gibt es ihre Musik nicht nur zum Streamen, sondern auch auf Audiokassetten und Vinyl.

MORTAL VISION AUF SPOTIFY

Auf Spotify haben die Musiker noch nicht viele Streaming, was aber ein Grund mehr ist, sie auch auf Instagram zu unterstützen:

MORTAL VISION AUF INSTAGRAM

3. Ignea (Symphonic/Oriental/Modern Metal, est. 2011 in Kyjiw)

Auch wenn es schwer vorstellbar sein kann, erzeugen Ignea musikalische Landschaften mit Motiven keltischer und orientalischer Volksmusik, symphonisch-epischen Instrumentalpassagen sowie einem Frauengesang, der zwischen einer klassischen und einer gutturalen Stimme variiert, und männlicher Growling-Stimme, die womöglich direkt aus einer magischen Unterwelt kommt. Vor allem mit orientalischen Motiven bezieht sich die Band auf die südosteuropäische Antike bis zum späten Mittelalter – einer Klangwelt zwischen dem Byzantinischen und Osmanischen Reich. Mit solch alten Themen bezieht die Band auch Stellung zu aktuellen soziopolitischen Geschehnissen und protestiert in ihrem Lied “Şeytanu Akbar“ (Arabisch für „Der Teufel ist groß“) gegen Rassismus und Xenophobie. Seit 2011 konnte sich die Band einen Namen in der europäischen Metalszene machen und einen Plattenvertrag mit dem österreichischen Label Napalm Records unterschreiben – einem der größten global wirkenden Indie Labels für harte Klänge. Auf Spotify haben sie über 75.000 monatliche Hörer*innen und ihre erfolgreichsten Lieder zählen über 1 Million Streams. Die absolute Mehrheit der Lyrics ist auf Englisch.      

IGNEA AUF SPOTIFY

2. Stoned Jesus (Stoner Metal, est. 2009 in Kyjiw)

Nach diversen weniger erfolgreichen Projekten entschied sich der Gitarrist und Sänger Igor Sydorenko zur Gründung einer neuen Band – Stoned Jesus From Outer Space. Der Name sollte auch den Stil der Band sofort sichtbar machen – Stoner Rock & Metal. Recht bald kürzte die Band ihren Namen zu Stoned Jesus ab, veröffentlichte aber 2020 eine Sammlung mit alten Demoaufnahmen unter dem Titel „From Outer Space“ als eine Hommage an den ersten Gründungsnamen heraus. Sound- und gesangstechnisch ist die Band an einer schmalen Grenze zwischen Hard Rock, Grunge, Heavy, Doom und Groove Metal zu verorten. Fans von Foo Fighters bis Metallica kommen hier auf ihre Kosten. Fetter Gitarrensound mit mittelschnellem Schlagzeug und klarem Gesang.

Heute ist Stoned Jesus eine der weltweit populärsten ukrainischen Metalbands. Sie spielten bei Festivals und auf eigenen Tour-Konzerten nicht nur in vielen europäischen Ländern, sondern auch in Nord- und Südamerika. Mit ihren Songs auf Englisch haben sie überall auf der Welt zahlreiche Fans. Zudem stehen sie bei dem österreichischen Label Napalm Records unter Vertrag. Auf Spotify haben sie über 160.000 monatliche Hörer:innen und ihr erfolgreichster Song “I’m the Mountain“ zählt fast 7 Millionen Streams.    

STONED JESUS AUF SPOTIFY

1. Jinjer (Metalcore/Groove Metal, est. 2009 in Donezk)

Von dem Krieg Russlands gegen Ukraine wurden alle Bands spätestens am 24.2.2022 betroffen. Jinjer jedoch viel früher. Die Donezker Band musste 2014 ihre Heimatstadt verlassen, weil pro-russische Separatist:innen mit der militärischen Unterstützung Russlands bewaffnete Auseinandersetzungen mit den örtlichen Behörden und der pro-ukrainischen Bevölkerung angestiftet haben und letztendlich entgegen ukrainischen Gesetzen das Donezker Gebiet zu einer unabhängigen (Pseudo-)Republik erklärt haben. Seitdem ist der Lebensmittelpunkt der Band in Lwiw. Ihre vordergründig englischen Songs sind vor allem durch die wandlungsfähige Frauenstimme prägnant – klassischer Gesang, Sprechgesang, Growling, Shouting, Screaming – alles dabei. In der zweiten Hälfte der 2010-er Jahre kam der Durchbruch für die Band. Zuerst der Vertrag mit Napalm Records und dann gemeinsame Konzerte mit Weltgrößen des Metals, wie Cradle of Filth, Arch Enemy und Amorphis. Auf Spotify haben sie heute über 500.000 monatliche Hörer:innen und ihre Hits über 8 Millionen Streams. Ihr erfolgreichstes Video auf YouTube zählt über 62 Millionen Views.

JINJER AUF SPOTIFY


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Foto von Jinjer in der Titelgrafik © Napalm Records / Wikimedia


[Hinweis der Redaktion: Die Band Nu. 4 wurde am 30.11.2022 ausgetauscht. Dankbar für den Hinweis eines*er Leser*in, haben wir die Band, die auf dieser Platzierung zuvor gewesen ist, aufgrund von unzumutbarer politischer Offenheit nach Rechts ausgeschlossen. Der Name der Band wird hier nicht mehr genannt.]

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