Похититель Ароматов / Pochititel’ Aromatov: Videoblogger & fieser Modekritiker im Interview

Ich grüße euch, meine Lieben! Ich grüße euch, meine Guten! Ich grüße euch, meine Haterinnen und Hater, meine Kommentatorinnen und Kommentatoren, meine sanften Mädchen und Jungs!

Das sind die gewöhnlichen Grußworte von Pochititel’ Aromatov (de.: Duftdieb) an seine Fans und Zuschauer*innen auf YouTube. Pochitjuscha (de.: Dieblein) – wie ihn seine Fans liebevoll nennen – ist ein Content-Creator und Influencer, der mit seinem Erscheinungsbild und seinen Videos aus der allgemeinen Masse des Runets heraussticht. Ein offen homosexueller junger Mann zu sein und Videos, unter anderem als Drag Queen, zu produzieren – das ist im russischsprachigen Kulturraum immer noch eine Seltenheit. Pochitjuscha zeigt seinem Publikum nicht nur gängige Karikaturen von sexy Diven, sondern auch von “gewöhnlichen” Frauenbildern – Hausfrauen, Supermarktkassiererinnen und Schulmädchen. Vor der Kamera erscheint er aber auch als Alexander, Pochitet’ Aromatov, um Outfits der Stars auf dem roten Teppich, Klatsch und Neuigkeiten aus der Welt des Showbusiness oder auch einfach Fotos aus Wohnungsanzeigen in Kyiv oder Moskau zu besprechen.

In der Regel entstehen die Videos von Pochitjuscha spontan, was sie besonders authentisch und intim macht. Der Humor, der in fast jedem seiner Videos eine große Rolle spielt, ist oft vulgär und basiert auf übertriebenen Emotionen. Dadurch werden die Videos aber nicht weniger lustig. Doch in jedem Witz steckt ein Funken Wahrheit – bei Pochitjuscha wird dieser Funken zu einem Feuer. Seine Videos zeigen spielerisch die Absurdität der patriarchalischen Gesellschaft im postsowjetischen Raum, aber eigentlich auch anderswo… “Warum ich meinen Mann nicht im Live-Stream zeige? Nun, was wollt ihr denn? Ich habe für ihn gekocht, habe ihm einen geblasen, habe danach seinen Schwanz mit einem feuchten Tuch abgewischt und lasse ihn jetzt World of Tanks zocken. Soll ich ihn nach alldem auch in meinem Live-Stream zeigen? – Ein Ausschnitt aus Pochitjuschas Video über Familienleben während der Corona-Pandemie.


Alexander Dmitrenko aka Pochitjuscha Aromuscha zog 2013 aus der Ukraine nach Großbritannien. Davor hat er als Berater im Verkauf von Parfum gearbeitet und in seinen ersten Videos und Posts auf Social Media teure Parfums rezensiert. So entstand auch sein Pseudonym. Allmählich wurde das Themenspektrum breiter. Heute hat Alexander eine treue Fangemeinde auf YouTube, Instagram, TikTok, VK und Telegram. Vor kurzem erreichte er 100.000 Abonnent*innen auf YouTube. Pro-aktive Hater*innen ließen auf sich nicht warten. Anonyme Zuschauer*innen haben wegen Copyright mehrere Beschwerden bei YouTube eingereicht. Etwa drei Tage lang drohte dem Kanal die komplette Löschung.

Nebenbei erwähnt, ist es bereits der zweite Kanal von Pochitjuscha. Der erste konnte nach solchen Beschwerden nicht gerettet werden. Wer und warum hat sich aber beschwert? Höchstwahrscheinlich YouTube-User*innen, die auf seinen Erfolg neidisch sind, denn objektiv verstößt er nicht gegen Gesetze. Unter anderem dank seinen Fans konnte Pochitjuscha seinen neuen Kanal retten. Sein populärstes, aktuelles Video (etwa 340.000 Views) handelt von häuslicher Gewalt, seiner persönlichen traurigen Geschichte und davon, dass man*frau darüber nicht schweigen darf.

osTraum sprach mit dieser extraordinären Persönlichkeit über Musik, Sex, Diskriminierung von Frauen, Drag- & Travestie-Kultur, Sushi, homosexuelle Menschen in Russland, Outfits, Showbusiness und das russischsprachige YouTube. Unser Gespräch in neun Kapiteln:

Kapitel 1: Monetochka, Luna & Juri Bardasch

osTraum: Wie findest du Monetochka?

Pochititel‘ Aromatov: Monetochka? Ich finde sie selbstverständlich toll. Aber was hat sie mit dem Interview zu tun?

osTraum: Sie ist widersprüchlich im positiven Sinne. Sie hat ein Image eines süßen Mädchens, doch ihre meisten Texte sind sehr sozialkritisch und manchmal sarkastisch. Da seid ihr euch ähnlich.

Pochititel‘ Aromatov: Echt? Danke! Ja, sie ist wirklich sozialkritisch. Ich mag sie aber sehr. Vor allem als eine künstlerische Gestalt. Ich mag sie als eine sehr lyrische Interpretin.

osTraum: Außerdem abonnierst du sie auf Instagram und sie ist eine der wenigen Personen, die du abonnierst.

Pochititel‘ Aromatov: Ja, weil sie meine Videos schaut. Sie ist toll. Deshalb habe ich sie abonniert. 

osTraum: Magst du ukrainische Musik? Luna vielleicht? Oder Alyona Alyona?

Pochititel‘ Aromatov: Luna? Hm… Ja, wie denn sonst? Also ich höre sie nicht jeden Tag, aber ein paar Mal im Jahr muss man sie gehört haben. Alyona Alyona? Habe ich nur ein paarmal gehört. Bardasch und Griby sind irgendwie an mir völlig vorbeigegangen. Die Namen kenne ich ja, aber die Musik höre ich nicht.

osTraum: Du weißt, dass Jurij Bardasch der Ex-Mann von Luna ist?

Pochititel‘ Aromatov: Na klar weiß ich das. Ich habe alle ihre Interviews gesehen. Da, wo sie über ihre Schlägereien erzählt haben. Luna war bei „A pogovorit‘?“ (de.: Sollen wir reden?) [Gemeint war wahrscheinlich das YouTube-Interview von Luna bei Нежный Редактор (Red.)]. Und der Typ… wie hieß er noch mal… also der Sänger der Band Nervy [der aktuelle Freund von Luna und ehemaliger Kollege von Jurij Bardasch (Red.)] war auch irgendwo zum Interview. Das Interview von Bardasch bei Dud‘ hat mir sehr gefallen.

osTraum: Und was sagst du zu der Hausgewalt? Er kann ja nicht ernsthaft erzählen, die haben sich gleichberechtigt geprügelt.

Pochititel‘ Aromatov: Na ja, Junkies eben.  

Kapitel 2: Dragqueens, Travestie & eigene Charaktere

osTraum: OK. Ein anderes Thema. Du kennst doch bestimmt RuPaul´s Drag-Race?

Pochititel‘ Aromatov: Ja… das kenne ich.

osTraum: Und, wie findest du die Show?

Pochititel‘ Aromatov: Also früher war das voll nice, aber jetzt… jetzt ist es Disneyland für Kinder. Bevor sie aufgekauft wurden… Von wem wurden sie denn gekauft? Von VH1, glaube ich. Davor waren sie bei Logo TV. Dann hat sie eben VH1 gekauft. Früher war das eine feine und interessante Show. Neulich wollten wir uns die Show anschauen und das war echt übel anzuschauen. Von Vorne bis Hinten eine Traumfabrik. Selbst ihre Outfits werden ihnen von Schneider*innen genäht. Die machen doch nichts mehr selbst. Man sieht gleich, dass es alles gestellt ist.

osTraum: Würdest du in so einer Show teilnehmen wollen?

Pochititel‘ Aromatov: Nein. Aber die Frage ist auch nicht mehr aktuell. Die würden mich auch nicht nehmen.

osTraum: Warum nicht?

Pochititel‘ Aromatov: Ich habe mich doch bei dem britischen RuPaul’s Drag Race beworben. 

osTraum: Und?

Pochititel‘ Aromatov: Na ja… was soll da schon gewesen sein… Ich habe nicht genug Erfahrung auf der Bühne. Ein Blogger zu sein ist halt etwas anderes als ein Travestie-Artist zu sein.

osTraum: Könntest du dir so eine Show in Belarus, Russland oder der Ukraine vorstellen?

Pochititel‘ Aromatov: So eine Show?! Natürlich nicht. Niemals. Niemals wird es so was in den Ländern geben.

osTraum: Aber da gibt es doch Drag Queens im gewissen Sinne.

Pochititel‘ Aromatov: Ja, na ja, aber die sind alle im Underground. Sie treten in Clubs auf, wo sie ein sehr kleines Publikum haben. Die sind kaum bekannt. Da sind so um die 50 Leute im Publikum und die Künstler verdienen dann damit so 200 Dollar im Monat. Sie sitzen dann nachts an ihren Nähmaschinen und nähen ihre Kleider. Tagsüber arbeiten sie dann oft als Visagisten oder Berater in Kosmetik-Geschäften. Vielleicht sind sie ja selbst mit ihrem Leben zufrieden, aber das geschieht alles in so einer geschlossenen Community. Ich weiß nicht… Das ist keine Pop-Kultur, besonders in Russland, Ukraine und Belarus. 

osTraum: Was ist aber mit Kirkorov? Der wäre ja fast die russische Conchita Wurst.

Pochititel‘ Aromatov: Kirkorov? Nein, der passt überhaupt nicht dazu. Er sieht auch nicht wie Conchita Wurst aus. Kirkorov ist Kirkorov. Das ist doch ein Cisgender-Mann. Er hat zwei Kinder. Er hat doch gar keinen Bezug zu Drag-Queens.

osTraum: Was ist mit Verka Serduchka aus der Ukraine?

Pochititel‘ Aromatov: Ja… Na ja… schon in irgendeiner Weise… Ich kann mich erinnern, so um das Jahr 2007 in englischsprachiger Wikipedia gelesen zu haben, dass sie dort als Drag-Queen definiert wurde. Aber man muss sie ja selbst fragen, wie sie sich selbst verstehen, bevor man sich etwas ausmalt, was sie sind und was sie nicht sind. Irgendwie halten sich die russischen Drag-Queens nicht für Drag-Queens und man darf sie so nicht nennen. Sie verstehen sich eher als Travestie-Artists oder -Diven. Siehst du, was ich meine? Drag-Queens sind Drag-Queens und Serduchka ist… na ja… Comedy. Sie tritt doch nicht in Clubs auf. Sie hat nicht zu Lady Gaga performt. Also man muss sie schon selbst fragen, wie sie sich selbst positioniert.     

osTraum: Was ist mit deinen Charakteren? Sind die nur für die Kamera oder geht du so auch in die Clubs oder zu Partys?

Pochititel‘ Aromatov: Nur für die Kamera. Ursprünglich hatte ich die Idee, in Clubs in Großbritannien aufzutreten. Doch, weißt du, am Ende hast du die Wahl – im Online Stream über YouTube mit 600 Zuschauer*innen Spaß haben oder im Club auf der Bühne stehen und rund 100 Zuschauer*innen haben. Das ist auch moralisch irgendwie alt. Außerdem, wer geht denn heute noch in die Clubs? Ich weiß ja nicht, vielleicht bin ich alt geworden. Über Silvester bin ich in verschiedene Clubs gegangen und ich muss sagen, das haut nicht mehr so rein. Es gab eine große Drag-Queen-Show mit US-amerikanischen und britischen Queens. Bianca del Rio war da und viele andere. Ich war da, es war ganz lustig, alles Drum und Dran, sie sind aufgetreten, sie haben gesungen. Es gibt eben sehr wenige Drag-Queens, die es auf ein richtig hohes Niveau schaffen. Es gibt Violet Chachki. Sie macht eine richtige Brulesque-Show, so ähnlich, wie Dita von Teese. Das ist teilweise wirklich hohe Kunst. Sie lassen sich von den 1920-er/1930-er Jahren inspirieren. Es ist so, wie es ist. Was war die Frage noch Mal?

osTraum: Du hast sie beantwortet. Alles gut.    

Pochititel‘ Aromatov: Ach so, ob ich damit auch offline Publikum erreichen möchte? Also, ich habe ja schon mal meine Freunde dazu angestiftet, damit sie mit mir in ein Club gehen und mich supporten, aber irgendwie ist nichts daraus geworden. Weiter geht’s! Was hast du noch für Fragen?

osTraum: Wie entstehen deine Looks? Kaufst du zuerst die Klamotten und daraus entstehen dann die Charaktere oder ist es umgekehrt? Du hast einen Look im Kopf und dann suchst du die entsprechende Kleidung?

Pochititel‘ Aromatov: Na ja, es gibt eben so Klassiker. Klassische Brands, klassische Farben, klassische Prints, klassische Schnitte, auch klassische Make-Ups. Ich gehe einfach shoppen und wenn ich ein Kleidungsstück sehe, es passt und ich mir denke – Ja, das wird der Hammer – dann kaufe ich das. Daraus entstehen dann meine Looks. Ich denke mir die Looks nicht vorher durch. Das geschieht spontan. Ich mache aber nichts selbst. Ich kaufe einfach fertiges Zeug. Das ist übrigens bei den Travestie-Artisten so ein Ding – die denken irgendwie, dass sie so ein super einmaliges Outfit selbst kreieren müssen, mit irgendwelchen Straußfedern, Spitze und Strasssteinchen – das alles natürlich selbst die ganze Nacht aufkleben und nähen. Also das ist so gar nicht mein Fall. Das kann man doch alles fertig im Geschäft kaufen und sogar günstig für 30 Euro oder so bei einem Schlussverkauf. Für mich ist es überhaupt nicht wichtig. Das ist nicht das Wichtigste an dem Charakter.     

osTraum: Ist Shura Stone (ru.: Шура Стоун) dein Hauptcharakter?

Pochititel‘ Aromatov: Ja, irgendwie schon. Das hat sich so historisch ergeben.

osTraum: Wann und wie hat sie zum erstem Mal das Licht der Welt erblickt?

Pochititel‘ Aromatov: Boah… Wie ist sie auf die Welt gekommen? Also vor Shura Stone hatte ich einen anderen Charakter, aber das war na ja, das war so richtig Underground noch. Meine Streams haben so 50 bis 100 Menschen geschaut. Dann hatte ich eine Pause. Und wie ist sie dann auf die Welt gekommen? Ich wollte so eine typische Kassiererin für so 30 Minuten zeigen. Ich habe mir einige Witze notiert und so ein typisches Kassiererinnen-Make-Up aufgelegt mit so blauen Lidschatten, irgendwelchen Ohrringen und Plastikfingernägeln. Ihr Make-Up war so richtig vulgär. So ist sie entstanden.

osTraum: Und sie hat sich so eingelebt…

Pochititel‘ Aromatov: Ja, irgendwie. Sie gefällt mir. Sie hat sich eingelebt.

osTraum: Ist sie so was, wie eine Freundin für dich?

Pochititel‘ Aromatov: Freundin?

osTraum: Ja, halt, wie eine außenstehende Person.

Pochititel‘ Aromatov: Na ja, ich habe keine Identitätsstörung oder so was. Das ist mein Arbeitscharakter. Wie Lapenko seine Charaktere hat. Du weißt schon.

osTraum: So wie sein Ingenieurscharakter?

Pochititel‘ Aromatov: Genau, der ist doch kein Ingenieur im wirklichen Leben oder kein Krimineller aus der Gang „Eiserne Ärmel“ (ru.: Железные рукава) oder auch keine Nutte und kein Engländer, die er darstellt. Das ist alles Comedy. Das ist alles Stand-Up.

Kapitel 3: Shura Stone, Lapenko, Emanzipation

osTraum: Magst du Lapenko?

Pochititel‘ Aromatov: O ja! Der ist super. Ich will noch sagen, dass, warum auch immer, mir die Frage oft gestellt wird. Irgendwie denken viele, dass Shura Stone ein Paralleluniversum oder mein zweites Ich ist, doch ich muss sagen, dass es nicht so ist. Psychisch geht es mir gut.

osTraum: Deine Charaktere sind oft Frauen, die eigentlich sehr traurig sind bzw. ihr Leben ist traurig. Doch du zeigst eigentlich dadurch die Realität von vielen Frauen in Belarus, Russland oder der Ukraine. Da steckt doch soziale Kritik dahinter. Was können Frauen in den Ländern tun, um emanzipierter zu werden und ihr Leben zu verbessern?

Pochititel‘ Aromatov: Sie müssen nichts tun. Der Staat muss was tun.

osTraum: Und was?

Pochititel‘ Aromatov: Ach, weiß ich nicht. Irgendein Gesetz erlassen, das ihr Lage verbessert, von Unternehmen fordern, mehr Frauen anzustellen und ihnen mehr zu zahlen. Da gibt’s doch kaum Frauen in den Parlamenten. Das fängt doch alles oben an. Der Staat muss es regeln. Den Menschen ist es mittlerweile scheißegal.

osTraum: Müssen Männer nicht etwas tun? In Deutschland ist es gängiger als z.B. in Russland, dass der Mann seine Elternzeit auch in Anspruch nimmt. 

Pochititel‘ Aromatov: Soll man die zwingen? Glaubst du, dass ein Mann in einem dieser Länder freiwillig so was machen wird? Die wollen es nicht. In Großbritannien ist es mehr oder weniger normal. Doch da wollen die Männer das nicht.

osTraum: Was soll man da machen?

Pochititel‘ Aromatov: Keine Ahnung, ist doch ihr Problem?

osTraum: Warum wollen sie denn überhaupt Kinder, wenn sie auf sie nicht mal aufpassen wollen?

Pochititel‘ Aromatov: Um vielleicht die staatliche Prämie für die Geburt eines neuen Kindes zu bekommen?

KAPITEL 4: Sex-Toys, Die Schönen, Die BiesteR & Doktoranden

osTraum: Hm… Okay. Ein anderes Thema. In deinen Videos machst du oft Placement von einem russischen Online Sexshop für Sexspielzeug. Glaubst du, dass Menschen in Russland weltoffener wären, wenn sie auch im Sex offener wären und z. B. Sexspielzeug benutzen und sich dafür nicht schämen würden?

Pochititel‘ Aromatov: Hm… ich weiß ja nicht, aber meine Bekannten aus Russland oder der Ukraine haben haufenweise Sexspielzeug.   

osTraum: Na ja, aber du hast ja auch keinen gewöhnlichen Bekanntenkreis.

Pochititel‘ Aromatov: Na ja, das sind doch individuelle Probleme, wenn irgendwer aus irgendeinem Grund verklemmt ist. Was sollen sie ändern? Ihre Einstellung zum Sex? Ich glaube, dass alle in den Ländern gut ficken und keine Probleme haben.

osTraum: Ist da aber nicht die Meinung verbreitet, dass im Heterosex hauptsächlich der Mann kommen muss und die Frau… na ja… das ist halt ihre Sache, ob sie befriedigt ist oder nicht.

Pochititel‘ Aromatov: Hm… ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Wenn Menschen solche Probleme haben, dann sind es ihre Probleme. Ich weiß nicht, ob Sex-Toys ihr Leben wirklich verändern können. Menschen befriedigen sich selbst, weil sie Sex haben wollen. Was hat die Weltoffenheit damit zu tun? Also jetzt mal ehrlich?

osTraum: Wie du meinst.

Pochititel‘ Aromatov: Geht es um das Stereotyp, dass Menschen, die nicht genug Sex haben und unbefriedigt sind, irgendwie bösartig zu den Anderen sind? Ich glaube nicht, dass die Dinge zusammenhängen. 

osTraum: Eine Frage zu anderen Stereotypen – Ist es ein Stereotyp, dass russische, ukrainische, belarussische Frauen sehr schön sind? Männer dagegen sind… na ja… können eben ziemlich asozial aussehen und sind gar nicht ansprechend? Dann gibt es halt oft Paare nach dem Motto „Die Schöne und das Biest“.

Pochititel‘ Aromatov: Ich kann die Frage nicht so richtig beantworten. Ich weiß nicht wirklich, wer mit wem und wie… Meine Bekannten aus Kyiv oder Moskau sind halt Doktoranden der Literaturwissenschaften oder Philosophie oder so und die sind definitiv nicht asozial oder hässlich. Asoziale Typen gibt es in jedem Land. Weißt du, wie viel es solcher Typen hier in England gibt? Bestimmt über 50 %. Die Leben ihr ganzes Leben lang ohne ein Schulzeugnis, sind zum zweiten Mal verheiratet, haben drei Kinder und machen irgendwelches Zeug… na ja, ist halt White Trash. Asozial zu sein, ist doch nicht ländergebunden. Das gibt es überall. Wie, wer und mit wem lebt – Darüber müssen wir, glaube ich, nicht reden. Wenn eine Frau sich einen hässlichen Typen aussucht, ist es ihr Problem.

Kapitel 5: Berlin, Kyiv, Techno & TV

osTraum: Okay. Sag mal, ich habe eine andere Frage – Ich habe in Berlin schon oft gehört, dass Kyiv die neue Hauptstadt der europäischen Techno-Partys ist. Dass Kyiv heute Berlin der 1990-er ist. Stimmt das aus deiner Sicht?

Pochititel‘ Aromatov: Ja, absolut. Ich habe eine Freundin aus Kyiv, die jetzt aber in Holland lebt und sie liebt diese Rave-Partys. Das stimmt also. Ob man Kyiv aber wirklich Hauptstadt nennen kann? Na ja, das Ganze ist ziemlich vergänglich. Ein Jahr oder zwei Jahre lang ist es die Hauptstadt und dann ist es keine Hauptstadt mehr. Die Szene ist doch sehr dynamisch. Die Trends und Musikrichtungen verändern sich ständig. Heute laufen die Menschen den Techno-Clubs die Türen ein und morgen ist eine andere Musikrichtung in und die Rave-Partys werden wie ein schlechter Traum in Vergessenheit geraten, wenn diese Musik überhaupt jetzt schon noch aktuell ist.   

osTraum: Könntest du dir vorstellen beim Fernsehen zu arbeiten? Vielleicht eine eigene Show zu haben?

Pochititel‘ Aromatov: Na ja, das Fernsehen selbst sagt, dass ich da nicht arbeiten kann. Ich bin kein Fernsehformat. Die Produzenten haben gemeint, dass ich Underground bin und da soll ich auch bleiben. Wenn ich einen Anzug und eine Fliege anziehe und nicht mehr fluche, dann bin ich nicht mehr ich selbst. Die würden meine Witze gar nicht durchlassen. Letztendlich würde mein Wesen verloren gehen und ich wäre dann nicht mehr interessant. Das Fernsehen ist doch jetzt ganz anders geworden. Da gibt’s so viel Zensur! Das Zielpublikum ist ganz anders. In Russland sendet das Fernsehen zu 85 % für die Provinz. Wer in Moskau lebt, ist nur auf Social Media. Sie schauen nicht fern. Wo wäre also der Sinn? Natürlich würde ich gern „Das Modeurteil“ (ru.: Модный приговор) moderieren…

osTraum: …oder „Lass uns heiraten!“ (ru.: Давай поженимся!)…

Pochititel‘ Aromatov: Nein! Niemand kann Larissa ersetzen. Ich mag sie total.

osTraum: Würdest du in ihrer Show mitspielen?   

Pochititel‘ Aromatov: Klar, alle würden das.

osTraum: Vor Corona war eins deiner populärsten Formate auf YouTube die Kritik von Stars auf rotem Teppich. Wie gehst du vor? Worauf achtest du, wenn du die Outfits von anderen Menschen betrachtest?

Pochititel‘ Aromatov: Du musst auf ihre Schwächen achten. Du findest eine Schwachstelle und das ist der Ausgangspunkt. Meistens wählen die Menschen einfach ihre Kleidung falsch aus.

osTraum: Falsche Größe? Falsche Farbe?

Pochititel‘ Aromatov: Meistens alles.

osTraum: Ist es bei Frauen und Männern gleich?

Pochititel‘ Aromatov: Bei Männern sind Schuhe sehr wichtig. Es müssen gute Schuhe sein… sauber und schön. Für den roten Teppich müssen die Schuhe auch neu sein, glaube ich.  

osTraum: Und bei Frauen?

Pochititel‘ Aromatov: Naja…ich weiß nicht, wie es bei euch in Deutschland ist, aber in Großbritannien machen wir unsere Schuhe nur selten sauber, weil die Straßen einfach sauber sind. Du kannst schwarze Schuhe drei Jahre lang tragen und wirst sie kein einziges Mal polieren müssen. Irgendwo in Moskau ist es anders. Da ist es egal, ob Frau oder Mann. Alle müssen ihre Schuhe putzen.

Kapitel 6: Klamotten, Klamotten, Klamotten

osTraum: Hast du bestimmte Rituale, bevor du das Haus verlässt? Check im Spiegel? Nie ohne Sonnenbrille raus?  

Pochititel‘ Aromatov: Ja, na ja, die Kleidung muss sauber sein, ohne Flecken oder so. Aber in England ist es kein Ding. Ich kann auch in Trainingshose und Badelatschen in den Supermarkt gehen. Alle sehen das etwas gelassener. Wieso sollte ich mich für zwei Stunden voll krass kleiden und so, wie bei euch. Bei euch in Deutschland gibt es doch überhaupt keine Mode, oder? Was habt ihr schon für Brands? Betty Barclay?

osTraum: Na ja, das ist ja nicht wirklich Fashion.

Pochititel‘ Aromatov: Ihr habt ja den einen Typen… Wie hieß er noch mal?

osTraum: Wolfgang Joop?

Pochititel‘ Aromatov: Ja. Der war ja eher in den 1980-ern und 1990-ern auf seinem Höhepunkt. Dann hat er sein Label Wunderkind gegründet und das ist jetzt nicht mehr wirklich bekannt. Und Lagerfeld gab’s ja auch. Und das war’s schon. Siehst du? Das ist eigentlich ziemlich wenig. Ihr habt ja nicht so viele Modebrands, sonst würde man sie ja kennen. Vielleicht kennen wir sie ja auch einfach nicht.

osTraum: Wie sieht’s in Großbritannien aus?

Pochititel‘ Aromatov: Ach, allein schon Alexander McQueen und Stella McCartney. Wir haben sehr viele Fashion-Labels, die sind aber eher für Metropolen, nicht für die Provinz. Kommst du nach London, da werden selbst an einer Bushaltestelle einige mit Chanel- oder Dior-Taschen stehen. Na ja, und der Provinz ist es eigentlich scheißegal.  

Kapitel 7: Gudkov, Zelenskij, Pugacheva & homosexuelle Männer in Russland

osTraum: Alles klar. Lass uns ein ganz anderes Thema besprechen – Alla Borissovna Pugacheva. Sie ist eine wahre Größe in der russischen bzw. postsowjetischen Popmusik. Die russische Cher oder Madonna. Wenn wir uns ihren Bekannten- und vor allem Freundeskreis genauer anschauen, sind darunter sehr viele metrosexuelle Männer, bzw. Männer, denen nachgesagt wird, die seien homosexuell – Kirkorov, Galkin, Shura, Moiseev… Offen sprechen über Homosexualität in Russland nur wenige Stars. Es scheint aber, dass Pugacheva eine Art Patentante oder Beschützerin und Helferin dieser männlichen Stars ist. Was meinst du dazu? 

Pochititel‘ Aromatov: Warum denn nicht? Wenn das so ist, wäre das total cool. Ob sie wirklich so eine Helferin ist? Ich weiß es nicht. In den 1990-ern war sie aber schon so ein bisschen eine Gay-Ikone. Man mochte sie in der Szene. Dass sie die russische Cher ist? Schon möglich. Dass sie so einen Freundeskreis hat? Na und? Ist doch ihre Sache.

osTraum: Du kennst ja Gudkov. Wie findest du ihn?

Pochititel‘ Aromatov: Ich finde ihn sehr gut. Er macht und produziert sehr gute Shows und Musikvideos. Er weiß, was im Trend ist und was nicht. Er verfolgt den Hype. Er macht alles richtig.

osTraum: Ihr kennt euch doch persönlich, oder?

Pochititel‘ Aromatov: Ja, schon, irgendwie. Wir haben uns mal vor langer langer Zeit geschrieben. Das war so 2017-2018. Er hatte ein Event und hat mich gebeten, ein Video für ihn aufzunehmen. Das habe ich auch gemacht. Ich habe ihm damals auch ein T-Shirt von mir geschickt. So eins, das ich gerade anhabe. Ich habe es aber durch Zufall gerade an. Ich wusste nicht, dass du es mich fragst. Er hat mir dann auch ein Selfie mit dem T-Shirt geschickt. Dann ist er irgendwie aus meinem Blickfeld verschwunden.

osTraum: Wie findest du Zelenskij?

Pochititel‘ Aromatov: Ich lebe ja nicht in der Ukraine. Keine Ahnung.

osTraum: Aber du hast da ja sicherlich Bekannte und hörst ab und zu das eine oder das andere?

Pochititel‘ Aromatov: Viele reden über ihn gut. Keine Ahnung, wie es mir ergehen würde, wenn ich zu dieser Zeit in der Ukraine leben würde. Vielleicht wäre ich ja ein Millionär geworden! Haha. Was ich aber sagen kann, dass die Ukraine im Ausland eine sehr schlechte Stellung hat. Für viele im Ausland ist es ein Land der Dritten Welt. Viele hassen mich für die Meinung. Aber ich sage mal so, in Großbritannien hatten Menschen oft Mitleid mit mir, wenn sie erfuhren, wo ich herkomme. Das ist doch alles Bullshit mit der Ukraine in der EU. Niemand will die Ukraine hier haben.

Ich lebe hier seit sieben Jahren und habe oft die Meinung gehört, dass die Ukrainer in Armut und im Dreck leben, sie sind von Dreck und Korruption umgeben. Wenn es ihnen so gefällt, sollen sie in diesem Dreck weiterleben. Niemand hat mir je etwas Positives über die Ukraine erzählt oder mich gefragt. Viele fragten, warum die Menschen so arm sind, warum gibt es da immer noch Korruption, warum rauben die Bürger ihren Staat aus und der Staat seine Bürger, warum gibt es da so viel Mafia u.s.w. Viele Engländer sagen, dass da keine Geschäfte funktionieren, dass die Ukrainer sich amoralisch verhalten, dass es viel Kriminalität gibt. So… genug von dem Thema. Die nächste Frage. 

osTraum: OK. Ich wollte nur noch sagen, wie schockiert ich war, als ich mitbekommen habe, wie in Polen viele ukrainische Gastarbeiter behandelt werden. Polen und die Ukraine, vor allem die West-Ukraine, sind sich kulturell sehr nah und sind auch unmittelbare Nachbarn und dann so ein Verhältnis…

Pochititel‘ Aromatov: Ich muss doch noch was dazu sagen. In der Ukraine gibt es die starke Tendenz, gute Nachrichten über die EU und irgendwelche EU-Sitzungen und Aussagen von Merkel zu berichten, dass z. B. Merkel in der 33. Minute ihres Interviews gesagt hat, dass die Ukraine ein wichtiger strategischer Partner für die EU ist. In Wirklichkeit führt die Ukraine in den Zahlen der HIV-Infektionen, die Korruption blüht, das Land ist im Arsch. Die Ukraine wird nie ein Teil der EU werden.

Diese Naivität hat mir immer gefallen, so nach dem Motto, heute ist Der Tag des Wareniks! Lass uns doch ganz viele Wareniki kochen und Tom Cruise zu uns einladen. Was? Was ist das für ein Schwachsinn? Das ist aber alles meine persönliche Erfahrung. Ich habe eine Freundin in den Niederlanden. Sie kommt aus der Ukraine und hat im polnischen Łódż Modedesign studiert. Sie war die beliebteste und die beste Studentin in der ganzen Geschichte der Uni. Sie hatte mit Polen eine ganz andere Erfahrung. Sie hat dort die Wyższa Szkoła Sztuki i Projektowania (de.: Hochschule für Kunst und Design) abgeschlossen.   

Kapitel 8: Blitzfragen

osTraum: Alles klar. Jetzt unsere Blitzfragen.

Pochititel‘ Aromatov: OK, los geht’s!

osTraum: Lass uns heiraten! oder Zvannyj užin (de.: Dinner Party)?

Pochititel‘ Aromatov: Lass uns heiraten, natürlich.

osTraum: Martini oder Champagne?

Pochititel‘ Aromatov: Martini.

osTraum: Sushi oder Korean BBQ?

Pochititel‘ Aromatov: Hm… Sushi!

osTraum: Andrej Petrov oder Filipp Kirkorov?

Pochititel‘ Aromatov: Andrej Petrov.

osTraum: Warum?

Pochititel‘ Aromatov: Na, weil er einfach zeitgemäß ist.

osTraum: Findest du ihn cool?

Pochititel‘ Aromatov: Klar.

osTraum: Zwei Gründe, warum er cool ist.

Pochititel‘ Aromatov: Tja, wie soll ich erklären, warum Andrej Petrov cool ist? Na, weil er seine Homosexualität nicht versteckt und er ist der einflussreichste offen homosexuelle Influencer in Russland.

osTraum: Wahrscheinlich in allen GUS-Staaten sogar…

Pochititel‘ Aromatov: Oder in allen GUS-Staaten… Jedoch muss ich sagen, dass sich die Staaten sehr unterscheiden können, vor allem unter Blogger*innen. So ist jemand in Russland sehr beliebt und in der Ukraine gar nicht oder auch umgekehrt.

osTraum: Sind es politische Gründe, die solche Statistik aufzeigt?

Pochititel‘ Aromatov: Ne… also, na ja, als ich meinen Channel 2013 gestartet habe, war mein Channel auf Russisch. In der Ukraine ist ja Russisch sehr verbreitet. Damals hat sich auch meine erste Fanbase gebildet und die war fast komplett aus Russland. Oder so zu 80 % aus Russland. Ich weiß nicht, wovon es abhängt. Keine Ahnung, was für Regeln den Markt bestimmen. So gibt es auch ukrainische Künstler*innen, die in der Ukraine total gefeiert werden und in Russland überhaupt nicht ankommen. Komm, frag weiter. Das sind doch Blitzfragen.   

osTraum: Party oder Ausschlafen?

Pochititel‘ Aromatov: Früher schlafen gehen!

osTraum: Und dann früher aufstehen?

Pochititel‘ Aromatov: Ja, dann früher aufstehen.

osTraum: Wann stehst du meistens auf?

Pochititel‘ Aromatov: Meist gegen 8:00. Schlafen gehen wir so um 22:30 oder 23:00.

osTraum: Netflix?

Pochititel‘ Aromatov: Na klaaar!

osTraum: Serien oder Filme?

Pochititel‘ Aromatov: Netflix ist gerade so ein Fließband und die geben dir ja auch gleich die ganze Saison. Gestern habe ich die ganze Staffel „Hollywood“ geschaut. Das ist aber so, wie mit vielen ihrer Serien. Alle finden es klasse und schreiben gute Kritiken und dann schaust du es dir an und findest es auch klasse, aber am Ende denkst du – Und nun? Das ist irgendwie dann so schnell vergessen. Die bleiben nicht hängen.

osTraum: Welche Filme und Serien sind dir aber in letzter Zeit in Erinnerung geblieben?

Pochititel‘ Aromatov: „Midsommar“. „Cold War – Der Breitgrad der Liebe“ – der ist von einem bekannten polnischen Regisseur und schwarz-weiß. „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ und „Tiger King“. Als „Tiger King“ bei Netflix erschienen ist, war ich auch total begeistert, so quasi, was für neues Genre! Halb gespielt, halb dokumentarisch. Dann schaust du weiter und denkst dir so nach der vierten oder fünften Folge – Ach, fick dich doch. Kein Bock mehr. Ich glaube aber auch, dass es irgendwie auch an uns liegt. Wir haben angefangen, viel mehr Medien zu konsumieren.  

osTraum: Youtube? Was schaust du da`?

Pochititel‘ Aromatov: Dolgopolov habe ich geschaut. Dann hat er angefangen transphobe Witze zu reißen und so schaue ich ihn nicht mehr.

osTraum: Findest du, dass Witze über Transgender in Russland ganz alltäglich sind?

Pochititel‘ Aromatov: Na ja, so ist es nicht. Wenn ich nach Russland fahre, heißt es nicht, dass ich anfange über Transgender zu scherzen. Jeder Mensch entscheidet doch selbst, ob er diese Witze macht oder nicht.  

osTraum: Hast du zum Schluss einen Rat, den du unseren Leser*innen aus Russland, der Ukraine oder Belarus geben würdest?

Pochititel‘ Aromatov: Was würde ich ihnen schon raten? Macht einen Reisepass und verlasst das Land.

osTraum: Wohin?

Pochititel‘ Aromatov: Wählt ein Land aus und geht dahin.

osTraum: Was ist aber mit so einer Einstellung, dass Bürger*innen statt ihr Land zu verlassen, das Land verbessern sollten? Dud‘ ist z.B. ein heißer Verfechter von so einer Meinung.

Pochititel‘ Aromatov: Wenn es in Russland oder der Ukraine funktioniert.. Gewiss kann es bei einigen Menschen in den Ländern funktionieren… Wir leben aber in einer kosmopolitischen Welt. Es gibt doch keine so krassen Beschränkungen oder Grenzen. Ich kann quasi leben, wo ich will. Ich habe eine Bekannte aus Kyiv, die in den 2000-ern in China gearbeitet haben, dann nach fünf Jahren in die USA zogen, dann wieder nach Kyiv, aktuell ist sie in Südafrika. Jetzt müsste alles grenzenlos sein. Es gibt natürlich auch ganz andere Menschen. Wenn die ins Ausland kommen, dann sieht man schon an ihren Blicken, dass sie eigentlich gar nicht im Ausland sein wollen. So ein herablassender Blick, weißt du? Die wollen eigentlich gleich zurück in die Heimat.

osTraum: Die sind dann im so genannten „Verdorbenen Westen“ – Meinst du das?

Pochititel‘ Aromatov: Oh ja… wer etwas im Köpfchen hat, für den ist dieser Ausdruck so was von uninteressant.   

osTraum: Vielen Dank für das Interview! Das war sehr interessant. Darf ich einen Screenshot von unserem Gespräch machen?

Pochititel‘ Aromatov: Bitteschön. Auch für mich war das interessant. Klar, mach. Ich muss auch sagen, dass es jetzt so neu ist, dass Medien auf einmal um Erlaubnis fragen, bevor sie etwas benutzen. Also hiermit erteile ich dir die Erlaubnis, alles von meinem Instagram zu benutzen, was du willst. Nimm alles!

osTraum: Danke!

Anstatt des Kapitels 9

Pochititel‘ Aromatov: Hast du eigentlich mein Interview mit AfishaDaily gelesen?

osTraum: O ja! Ich habe mich gefragt, was da schief gelaufen ist? Die Kommunikation zwischen euch hat ja überhaupt nicht funktioniert?

Pochititel‘ Aromatov: Gudkov hat mir damals geschrieben, dass es das beste Interview ist, das er je gelesen hat. Das Interview ist auch so ein bisschen viral geworden. Die Leute lesen es einfach, weil es lustig ist. Das war mein erstes Interview und die Fragen waren ziemlich na ja, so nach dem Motto „Warum wurdest du in der Ukraine geboren?“. 

osTraum: Ja, das habe ich gesehen. Der Journalist schien irgendwie schlecht vorbereitet zu sein. Es hat mich echt gewundert.

Pochititel‘ Aromatov: Pass mal auf, freu dich nicht zu früh. Als du mir die erste Frage gestellt hast und so, ob ich Monetochka höre, dachte ich mir auch so… Okay, was wird das jetzt hier. Aber dann sind deine Fragen gleich besser geworden. Erst habe ich nicht kapiert, was du überhaupt mit Monetočka willst. Ich habe dann fiese unerwartete Fragen erwartet. 

osTraum: Na ja, die ist eine der wenigen Personen, die du auf Insta abonnierst. Siuzanna abonnierst du auch. Also wollte ich nachhaken. Das hat doch sicherlich einen Grund?

Pochititel‘ Aromatov: Ach so, ja, stimmt. Sie schaut meine Videos, Siuzanna auch. Deshalb auch mein Abo. Klar, jetzt ist es klar geworden.    


Alle Fotos stammen aus:
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Pochititel’ Aromatov auf Instagram
Pochititel’ Aromatov auf TikTok


Das Interview ist eine gekürzte Übertragung aus dem Russischen. Zum Original unten auf die Taste „Herunterladen“ klicken.
Русский вариант статьи и оригинал интервью в полном объёме (Herunterladen):


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