Selbstpublizierte Magazine – kurz Zines – gibt es in unterschiedlichsten Formen und Varianten, von artsy bis politisch, von Comic bis Fotojournalismus, von schwarz-weiß kopierten und getuckerten Heften bis aufwendig produzierten Hochglanzeditionen. Gerade im osTraum blüht die Zine-Szene, Zeit also genauer hinzuschauen. Den Einstieg machen wir mit dem Budapester Ukmukkfuk Zinefest und seinen Gründer*innen:
osTraum: Ihr musstet euer jährliches Festival wegen Corona verschieben. Habt ihr den Schock inzwischen verdaut? Wie stehen die Chancen für ein neues Fest im Jahr 2021?
Ukmukkfuk: Ja, leider mussten wir aufhören zu organisieren (wie viele andere Veranstaltungen auch), weil es nicht sicher gewesen wäre. Es war schwer, diese Entscheidung zu treffen, weil wir gerade einen neuen Veranstaltungsort für das Festival gefunden hatten. Wir wollen es 2021 nachholen, aber es ist noch ungewiss. Corona breitet sich in Budapest immer noch aus, aber vielleicht können wir das nächste Ukmukfukk Zinefest im Frühjahr organisieren, wenn der Virus und die Umstände es zulassen. Es ist ein internationales Festival, also hängt es nicht nur von der Situation in Budapest ab, sondern auch von den Beschränkungen und der Situation im Ausland. Wenn wir optimistisch sind, könnte das nächste Ukmukfukk im Herbst stattfinden, aber wir wissen es noch nicht sicher.
osTraum: Was war eure Motivation, Ukmukfukk zu gründen und wie ist die Geschichte bisher verlaufen?
Ukmukkfuk: Es gibt einige Comic-Festivals in Ungarn, aber sie sind nicht auf Zines spezialisiert. Diese beschäftigen sich meist mit klassischen Comics, aber nicht mit den alternativen oder den Zines. Einer unserer Mitbegründer, Soma Sebesvári, und sein Freund stellten fest, dass es nicht genug Plattformen für Zines und alternative Comics gibt. So kam von ihnen die Idee, ein Zine-Festival in Budapest zu machen. Dann schlossen sich Petra Lilla Marjai und ich (Julcsi Lerch) und viele andere Freunde dem Team an, um es in die Tat umzusetzen. Soma, Petra und ich wohnten zu der Zeit schon zusammen, also sprachen wir mehr und mehr darüber, und fingen an, die Details auszuarbeiten. Am Anfang trafen wir Entscheidungen nur zu dritt, aber viele Freund*innen standen mit tatkräftiger Hilfe hinter uns. Mit der Zeit wurde das zweite, dritte und vierte Ukmukfukk-Organisationsteam größer und besser. Jetzt hat sich eine Gruppe von Freund*innen zusammengefunden, die die Talente der anderen gut kennen (Wenn wir jeden namentlich auflisten würden, wäre der Artikel voll… hehe… Aber ihr könnt sie auf unserer FB-Seite nachschauen). Wir organisieren es normalerweise so, dass wir größere Aufgaben unter uns aufteilen und dann ein Brainstorming für die Details machen. Das scheint immer besser zu funktionieren. Nichts beweist das besser, als dass in diesen Jahren 4000 Menschen Ukmukfukk besucht haben. Verleger, Künstler und Interessierte kamen aus mehr als 11 Ländern.
osTraum: Inwieweit denkst du, dass das aktuelle politische Klima in Ungarn einen Einfluss auf die Zine-Kultur in Ungarn hat?
Ukmukkfuk: Ich glaube nicht, dass das politische Klima einen Einfluss auf die Zine-Kultur hat, außer dass die Politiker mehr und mehr Themen für Kunstwerke generieren. Vielleicht hat es einen Einfluss auf der Ebene des Organisierens. Es gibt keine oder nur sehr wenige Ausschreibungen, aus denen man Geld schöpfen kann. Deshalb ziehen wir es vor, auf andere Weise Geld zu verdienen. Zum Beispiel hatten wir letztes Jahr eine erfolgreiche Fundraising-Party, bei der die Leute spielen, gewinnen, tanzen und gleichzeitig für das Festival spenden konnten.
osTraum: Was würdest du sagen, ist das Besondere an der lokalen Zine-Kultur? Um ein paar der Zines hervorzuheben, könntest du einige nennen, die du für besonders interessant hälst?
Ukmukkfuk: Es gibt von Jahr zu Jahr immer mehr neue Zines und die Themen sind sehr breit gefächert. Wir würden gerne glauben, dass Ukmukfukk auch einen Einfluss darauf hat. Wenn wir etwas hervorheben müssen, dann ist das ein Mädchenkollektiv, das sich ZINA nennt: https://www.instagram.com/zinathezine/
Ukmukkfuk: Wir haben auch einige coole kleine Verlage, die Risographie für den Druck von Büchern, Postern, Kunstwerken und Zines verwenden:
https://www.instagram.com/bpzines/
https://www.instagram.com/hurrikanpress/
Ukmukkfuk: Und schließlich haben wir einen Laden für Kunstbücher und Zines, der ein erstaunlicher Ort ist und von einer unserer Organisator*innen – Bea Istvánkó – betrieben wird:
https://www.instagram.com/isbn_books_gallery/
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Titelbild: Poster für Ukmukfukk 2017 von Petra Lilla Marjai