FEMIZID IN POP-MUSIK, PT. 3: Monetochka

2015 hat Lisa aka Monetochka (de.: kleine Münze oder Münzchen) ihr erstes Video bei vkontakte hochgeladen, später kam YouTube dazu. Mit 18 Jahren filmte sich das damals noch unbekannte Mädchen, wie sie ihre eigenen Lieder am Klavier spielt und singt. Alles sehr einfach: kein gutes Mikro, kein Sound Engineering, kein Mastering. Alles ehrlich und ungefiltert. 2016 veröffentlichte sie ihr erstes Album als Eigenproduktion “Психоделический клауд рэп” (de.: Psychodelischer Cloud Rap). Das Album ging gut ab. Diverse Musikkritiker*innen Russlands nahmen es positiv auf und unterstrichen die Kombination des naiven Klangs und des semantisch komplizierten Texts mit Bezügen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Ihre “Liedchen” – wie Lisa ihre Werke selbst bezeichnet – beschäftigen sich mit Korruption, Gewalt, politischer Unterdrückung und Putin. Ja, sie singt auch über Putin. 2018 kamen nichtsdestotrotz der Vertrag bei einem der bekanntesten Musik-Produzenten Russlands und der Status eines Pop-Stars in Russland, der Ukraine, Belarus, Kasachstan und einigen weiteren Ländern.

Bei der ersten Hörprobe mögen ihre Lieder sehr einfach erscheinen – nahezu Kinderlieder. Von der musikalischen Stimmung hätten sie genau so als Soundtrack für einen Trickfilm ohne Altersbeschränkung dienen können. Das Entscheidende sind aber ihre Lyrics. Elizaveta Gyrdymova – so der bürgerliche Name der Jekaterinburgerin – singt über schwerwiegende Probleme ihres Landes, so auch über Femizid und Gewalt an Frauen. Ihr Lied “Papa, verzeih mir” bezieht sich direkt auf die Gewalt seitens der Familienväter und Ehemänner:

Papa, es tut mir leid – ich habe deinen Portwein zerschlagen,
Weißt du, einseitige Liebe bedeutet Pain [engl. für Schmerz], es ist Pain,
Papa, es tut mir leid – ich habe deinen Portwein zerschlagen,
Weißt du, einseitige Liebe bedeutet Pain, es ist Pain,
Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain. Es ist Pain.

Lila Lichter des Discos,
Ein giftiges Pulver in der Tasche,
Auf den Lippen wird es schmelzen wie der erste Schnee,
Das ist alles, was er zurückgelassen hat,
Ein zögerliches Lächeln, meine Augen sehen nur
das Tapetenmuster in dem Kinderzimmer.
Es ist schade, dass das Herz sich nicht wie eine Flasche
in Stücke zerbrechen lässt

Papa, es tut mir leid – ich habe deinen Portwein zerschlagen,
Weißt du, einseitige Liebe bedeutet Pain, es ist Pain,
Papa, es tut mir leid – ich habe deinen Portwein zerschlagen,
Weißt du, einseitige Liebe bedeutet Pain, es ist Pain,
Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain. Es ist Pain.

Grauer Morgentau lag auf meinen Wimpern,
Und unter der Spitze wurde es allmählich weiß,
Kinderfäustlein mit einem Geheimnis
ist geballt und angespannt,
Es gibt Zettelchen, Bonbonpapier und Buttons,
Und eine Pille in knallbunten Farben,
Es funkeln die breite Pupillen,
Und die Glasscherben auf dem Parkett.

Papa, es tut mir leid – ich habe deinen Portwein zerschlagen,
Weißt du, einseitige Liebe bedeutet Pain, es ist Pain,
Papa, es tut mir leid – ich habe deinen Portwein zerschlagen,
Weißt du, einseitige Liebe bedeutet Pain, es ist Pain,
Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain.
Es ist Pain. Es ist Pain. Es ist Pain.

Hurra! Hurra!

Ein Video gibt es zu dem Lied nicht. Was sich genau zwischen den Zeilen des Liedes verbirgt, bleibt den Hörer*innen überlassen. Keywords, wie Papa, Portwein, zerbrochenes Glas, Kinderfäustlein, Gift und die offensichtliche Euphorie der Befreiung am Ende des Stücks lassen nichts Gutes vermuten.


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Titelbild © Musikvideo Monetochka – “90”

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