Eine provinzielle Stadt in Georgien. Die Zeiten des Umbruchs, in denen nur die Freundschaft zählt. Eine Freundschaft, die das ganze Leben prägt und nie vergessen wird.
Im Roman von Aka Morchiladze „Der Filmvorführer“ erzählt uns Beso über sich selbst, aber vor allem auch über eine andere Person – Islam Sultanow, den Filmvorführer. Von klein an ist der Junge mit dem „Tataren“ befreundet. Er verbringt seine Freizeit beim Filme-Schauen aus dem Vorführraum aus und ahnt noch nicht, wie wichtig seine Beziehung zum Nachkommen des letzten Khan von Kirbal – einem tatarischen Herscher – später sein wird.
Wir blättern im Besos Heft und erfahren, wie er auf die Schule ging, sich an der Uni versuchte, in Afghanistan kämpfte, heiratete und ein Kind bekam. 35 Kapitel auf 132 Seiten. Nicht viel, aber genug, um ein Leben zu erzählen. Zusammen mit Beso wühlen wir in seinen Erinnerungen, in seinen Gesprächen mit Islam Sultanow, einem Menschen, der ihn bei den wichtigsten Lebensentscheidungen begleitet hat und erst dann aus seinem Leben verschwand.

Eigene Aufnahme © Weidle Verlag
„Der Filmvorführer“ ist eine einfache Erzählung. Der Roman ist schlicht und klar. Und genau das macht ihn so schön. Wir lesen und hören die Stimme von Beso im Kopf. Wir hören seine Gedanken, seine Gefühle. Die Heimat des Protagonisten – Georgien – zwischen den 1970er und 1990er Jahren ist nur eine Kulisse, die wir unbewusst wahrnehmen. Im Mittelpunkt steht aber die schicksalhafte Begegnung von Beso und Islam Sultanow.
Auch wenn wir die komplette Geschichte erzählt bekommen, bleibt das Geheimnisvolle trotzdem da. Wo das Dokumentarische der Erzählung uns fast den Eindruck gibt, heimlich im Tagebuch von Beso zu lesen, kommen Fragen auf, die alles auf den Kopf stellen. Wo endet die Realität und wo fängt das Märchen an?
Aka Morchiladze
2018 Weidle Verlag
Bildquelle (Titelbild): Eigene Aufnahme, Buchcover © Karlo Kacharova / Weidle Verlag
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