Junge Dichtung aus Lettland

Die Lyrik war schon immer eine schwierige Gattung, wenn es darum geht Bekanntheit und finanziellen Erfolg zu erlangen. Seit Jahrhunderten ist es der Fall. Zumindest, wenn die Gedichte NICHT von Musik begleitet werden. Oder begleiten die Gedichte die Musik?

Desto bemerkenswerter ist es, wenn im 21. Jahrhundert Dichtung auf Papier erscheint. Dazu noch aus einem Land, das nicht ein Mal zwei Millionen Einwohner*innen hat (Stand: Januar 2019). Es handelt sich um Lettland und um lettische Lyrik auf Deutsch. Der hochroth Verlag hat es geschafft ganze sieben und dazu auch noch junge Dichter*innen in einer Publikation zu versammeln.

Das zweisprachige Lesebuch in einer Stärke von 42 Seiten ist ein einzigartiges Fundstück. Links: Deutsch – rechts: Lettisch – ist das Buch ein Augenschmaus, besonders für diejenigen, die kein Lettisch können. Es fasziniert, zu vergleichen, wie der gleiche Inhalt in verschiedenen Codes dargestellt wird. Die Materie der Werke ist dabei von Schwermut und gegensätzlichen Paaren oder Bünden geprägt. Tag und Nacht, Du und Ich, Dunkelheit und Licht, Kubaner und Amerikaner, Schüler und Lehrer, Russen und Letten. Die meisten Gedichte – egal ob kurz symbolisch oder lang prosaisch – sind ein Spiegel der Umbruchzeit der 1980-er – 2000-er Jahre. In den dunklen Motiven kommen immer wieder Realien dieser Zeit vor, welche die Quintessenz der Epoche bilden. Smolensk, Moskwitsch, Systemwechsel, Neuanfänge, Alkohol, Schmerz, Freiheit.

Die Publikation aus dem Jahr 2013 mit Arvis Viguls, Ingmāra Balode, Inga Gaile, Anna Auziņa, Artis Ostups, Iveta Ratinīka und Kārlis Vērdiņš in der Übersetzung von Kristaps Grasis kann (noch) direkt beim Verlag erworben werden.


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Alle Fotos © osTraum (Buch-Layout © hochroth Verlag )

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