Soviet Asia: ein Brutalismus-Erbe

Architektur in der Sowjetunion wird oft mit dem Plattenbau assoziiert – nicht nur im Westen, sondern auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken selbst. Moskau war während des Sozialismus nicht nur ein politisches und kulturelles Zentrum des Staates, sondern eigentlich auch das Zentrum von allem – wenn wir also heute noch Sowjetunion hören, denken wir automatisch an Moskau und Russland. In Moskau wurden auch die Pläne für alle Bauten für alle Republiken entworfen. Vor allem betrifft es Wohnhäuser. Diese wurden standardisiert hergestellt. Für die Blöcke und die Wohnungen wurde eine begrenzte Zahl von Plänen entworfen. Nach diesen Entwürfen wurden dann in allen 15 Unionsrepubliken gleiche Häuser mit gleichen Wohnungen gebaut…in Moskau, Minsk, Taschkent, Almaty. So einfach und gleich war und ist es aber nicht.

Die zentralasiatischen Republiken zeichneten sich aber dadurch aus, dass sie im Gegensatz zu vielen europäischen Städten der Sowjetunion bzw. des sozialistischen Blocks über große freie unbebaute Flächen verfügten. Viele Orte wurden ab den 1950-er Jahren zu neuen urbanen (Haupt-)Städten. Einst von der Steppe umgeben, wurde sie zu Mittelpunkt der Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik der jeweiligen Republiken. Die Städte wuchsen enorm schnell. Die sowjetischen Architekt*innen konnte in ihnen ganze Plan-Städte verwirklichen. Zwei Fotografen – Roberto Conte & Stefano Perego – reisten in die zentralasiatischen Länder und Dokumentierten, was von dem sowjetischen Erbe übrig geblieben ist. Die Ergebnisse sind erstaunlich.

Die Fotografen zeigen die vielseitige Architektur in Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisistan und Kasachstan, die in sich sowohl Elemente der sowjetischen Musterstädte als auch die zentralasiatische Kultur und Folklore wiederspiegeln. Eine Einheit von Beton, Glas, Märchen und Islam – eine kaum vorstellbare Kombination in einer angeblich atheistischen Diktatur. Die monumentalen Bauwerke sind aber trotzdem entstanden und werden wohl noch viele Jahrzehnte für Reisende anziehend sein. Ob sie auch noch länger stehen bleiben, ist fraglich, denn Gebäude dieser Bauart werden immer öfter abgerissen – aus bautechnischen oder politischen Gründen. Nächsten Sommer also nach Zentralasien! Wer noch nicht überzeugt ist, kann sich auf der Verlagsseite mehr Bilder aus den Ländern anschauen und/oder das Buch auch *noch* bestellen. Die Auflage ist streng begrenzt.


Direkt zum Verlag: FUEL Design Publishing


Alle Fotos aus dem Buch Conte, R., Perego, S.: Soviet Asia, FUEL 2019


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