Belyayevo forever: Lang lebe das Mikrorajon!

Das sowjetische „Mikrorajon“ (de.: Mikrobezirk bzw. Teilbezirk) als UNESCO-Erbe? Aber natürlich, so der Hauptgedanke hinter dem Buch von Kuba Snopek „Belyayevo Forever: A Soviet Mikrorayon on its Way to the UNESCO List“. Seit seiner Entstehung war Belyayevo nie ein durchschnittlicher Moskauer Bezirk. Belyayevo war das Zuhause von Moskauer Konzeptualist*innen wie Dmitrij Prigow, aber auch von namhaften Kunsthistoriker*innen und Autor*innen der Sowjetunion. 

Die von DOM publishers und Strelka Institute herausgegebene Monographie gibt uns tiefe Einblicke in die urbane Landschaft des Mikrorajons – von sowjetischen Zeiten bis heute. Vor allem für alle Begeisterten der späteren Socialist Modernism Architektur ist das Buch vom großen Interesse. Als Einstieg in die Thematik gibt Kuba Snopek eine knappe und erkenntnisreiche Einführung in die Geschichte des Konzepts eines „Mikrorajons“ und offenbart uns den großen konzeptuellen Gedanken der sowjetischen Architekt*innen hinter all den ähnlich aussehenden Baukomplexen. 

Allerdings ist „Belyayevo Forever“ nicht nur ein Architekturbuch, sondern auch eine Hommage an die Moskauer Konzeptualist*innen, an ihre Kunstwerke, die nicht zuletzt durch die Atmosphäre des Mikrorayons inspiriert wurden. Kuba Snopek zeigt uns die Parallelen zwischen der Architektur und der Kunst dieser (un)gewöhnlichen Moskauer Nachbarschaft. 

„Belyayevo is a phenomenon of great significance: it is the materialization of a multi-dimensional, ambiguous and sophisticated relationship between conceptual art and modernist architecture“.

Kuba Snopek

Sollen wir Belyayevo zum UNESCO-Welterbe zählen? Und was ist mit anderen ähnlichen Mikrorajons im gesamten post-sowjetischen Raum? Kann das Alltägliche und vielleicht sogar von manchen so stark Gehasste zum Kulturerbe erklärt werden? Diese Diskussion ist immer noch offen. Denn was macht ein bestimmtes Gebäude und gar das ganze Baukomplex einzigartig? 

Das Modell des Mikrorajons findet sich in jeder post-sowjetischen Stadt wieder und genau das macht den Weg zur UNESCO für Belyayevo so schwierig. Nichtsdestotrotz bleiben wir gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt, da ihr Ergebnis für die ganze Weltarchitektur von Bedeutung sein mag. So Kuba Snopek auf archdaily.com dazu:

„The appearance of prefabrication half a century ago predetermined the fact that a paradigm of preservation based on uniqueness will quickly become defunct. This is what makes the discussion of new preservation methods so crucial right now“.

Kuba Snopek

Kuba Snopek

Belyayevo Forever: A Soviet Microrayon on its Way to the UNESCO List

2015 DOM publishers, Strelka Institute


Bildquelle (Titelbild): Eigene Aufnahme, Buchcover © DOM publishers / Strelka Institute

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