osTraum ist…Wodka, Plattenbau & Permafrost? osTraum ist viel mehr! Es ist natürlich Tolstoi und Kafka, Dvořák und Tschaikowski und viele andere. Doch der osTraum kann nicht nur stolz auf seine Vergangenheit blicken, sondern auch auf die Gegenwart und die Zukunft. Nach den 7 zeitgenössischen osTraum-Musiker*innen, erzählen wir euch über die 7 osTraum-Regisseure, die jede*r kennen sollte. Wenn nicht, dann ist es auch kein Problem: die meisten Filme von Regisseuren aus unserer Liste finden sich im beliebigen Videoverleih oder auf Streamingplattformen.
7. Sergej Eisenstein (Sowjetunion)
Eisensteins Werke sind in dieser Liste die ältesten. Sie stammen aus einer Zeit, in der Filme noch keinen Ton hatten – Stummfilme also. Nichtsdestotrotz hat Eisenstein einige Klassiker des Stummfilms geschaffen, die in einer Reihe mit Das Cabinet des Dr. Caligari (1920), Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) und Metropolis (1927) stehen und großen Einfluss auf Filmschaffende bis in die heutige Zeit haben. Sein wohl berühmtestes Werk ist Panzerkreuzer Potemkin (1925). Der Film zeigt in fünf Akten die Anfänge der roten Revolution im Jahr 1905, als die Besatzung des gleichnamigen russischen Kriegsschiffes gegen ihre zaristischen Offiziere gemeutert hat.
6. Roman Polański (Polen/Frankreich)
Bereits seit dem Anfang der 1960-er Jahre ist der in Paris geborene Regisseur produktiv und erschafft Filme in unterschiedlichen Genres – Dramen, Thriller, Horror und Krimis. Die furchteinflüssenden und rauen Geschichten in seinen Filmen sind dabei oft von nicht weniger schrecklichen persönlichen Erlebnissen begleitet. Als ein Kind jüdischer Abstammung erlebte er die deutsche Besatzung Polens, das Warschauer-Ghetto und den Abtransport vieler seiner Verwandte, inkl. seiner Mutter, die in einem KZ ermordet wurde. Während seines späteren Exils in den USA wurde seine Ehefrau von einer Gruppe von Sektenanhängern umgebracht. Er selbst wurde auch zum Monster und wurde zwei Mal wegen Vergewaltigung angeklagt, entkam aber meist den Haftstrafen z.B. durch den “Prominentenbonus”. Trotz der Leichen in seinem Schrank bleibt er ein anerkannter Oscarpreisträger. Sein aktuellster preisgekrönter Film ist Der Pianist (2002):
5. Andrzej Wajda (Polen)
Wajda, der 1955 mit seinem Film Eine Generation debütierte, entdeckte Roman Polański. Er überredete Polański, das Filmstudium aufzunehmen und gab ihm auch eine Rolle in seinem ersten Film. Die Familie Wajda, ähnlich wie bei Polański, wurde in Polen verfolgt, jedoch nicht von den Nazis, sondern von den Sozialisten, worauf auch sein Streben nach Veränderung und Revolution zurückzuführen ist. Seine politische Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch seine Filmographie: Das gelobte Land (1974), Der Mann aus Eisen (1981) und Wałesa. Der Mann aus Hoffnung (2013). Er selbst war auch ein Aktivist und Funktionär in der Solidarność. Im Jahr 2000 erhielt er für sein Lebenswerk den Ehren-Oscar. 2016 verstarb er und wurde in Krakau bestattet.
4. Krzysztof Kieślowski (Polen/Frankreich)
Wenn polnische Regisseure tüchtig und bekannt sind, dann leben sie nicht in Polen oder pflegen ein kritisches Verhältnis zu ihrem Heimatland. Die Regel gilt auch für Kieślowski. Er studierte an der Filmhochschule in Łódź, wo auch Wajda und Polański ausgebildet wurden. Zu seinen Leidenschaften gehörte nicht nur Spiel- sondern auch Dokumentarfilm. Weltweit berühmt wurde er vor allem durch seine Filmzyklen Dekalog und Drei Farben. Vor seinem Tod 1996 produzierte er viel in und mit Frankreich, unter anderem Trois couleurs: Bleu, Trois couleurs: Rouge und La double vie de Véronique.
3. Emir Kusturica (Serbien/Frankreich)
Die Prager Filmhochschule FAMU brachte neben Forman auch Kusturica hervor. Der Serbe ist seit dem Ende der 1970-er aktiv und provoziert gern sein Publikum auf verschiedenen Weisen. Ein beliebtes Thema in seinen Filmen ist das Leben der Sinti und Roma und Kriminalität auf der Balkanhalbinsel. Die zwei durchaus politisch und sozial geladenen Themen behandelt er meist in Form von Komödien, die einerseits die überspitzte Wirklichzeit zeigen und andererseits mit Klisches arbeiten, die sich gut verkaufen – Alkohol, illegale Geschäfte und Gypsy music. Kusturica provoziert gern die Weltöffentlichkleit nicht nur mit seinen Filmen, sondern auch durch seine politische Einstellung – #Großserbien #Kremlinsbestfriend #Stereotypes. Für seinen neuesten Film On the Milky Road konnte er Monica Bellucci für eine der Hauptrollen gewinnen:
2. Miloš Forman (Tschechische Republik/USA)
Ähnlich wie seine polnischen Kollegen entschied sich Forman früh für Exil. Als 1968 sowjetische Panzer über die Prager Nationalstraße rollten, war Forman beruflich in Paris. Er entschied sich gegen die Rückkehr nach Prag und wurde 1975 Bürger der USA. Im gleichen Jahr gelang es ihm, eine legendäre Buchverfilmung zu kreieren – Einer flog über das Kuckucksnest. Für den Film wurde er mit Oscar ausgezeichnet. Weniger als zehn Jahre später bekam sein weiterer Film den Preis – Amadeus (1984), der das Leben und den Tod Mozarts erzählte. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs erneuerte Forman seine Beziehung zur Heimat und wurde aktiv im tschechischen Kulturleben. Eine Rolle spielte dabei der Umstand, dass der erste post-kommunistische Präsident Václav Havel Formans Schulfreund war.
1. Andrei Tarkowski (Sowjetunion/Italien/Frankreich)
Wie auch viele seiner Kollegen im Ostblock hat Tarkowski (geb. 1932) seine Heimat verlassen. Im Ausland aber war er bereits vor dem Exil bekannter als Daheim und gehörte zu den Besten bei diversen internationalen Festspielen. In der Sowjetunion ging seine Arbeit dagegen nur träge voran. Er durfte drehen, aber das Verhältnis mit der Regierung blieb sehr kühl. Die Öffentlichkeitspräsenz seiner Werke wurde sehr begrenzt und es gab immer viele “offizielle und fundierte” Hürden für die Dreharbeiten und den Vertrieb. Nichtsdestotrotz schaffte es der Sohn des Dichters Arseni Tarkowski viele philosophische Werke auf die Welt zu bringen, die nicht nur in die Filmgeschichte eingingen, sondern auch bis heute viele bekannte Regisseure beinflussen. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen: Andrej Rubljow (1966), Solaris (1972), Der Spiegel (1975) und Stalker (1979).
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Foto im Titelbild aus dem Open Culture Source
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