25 Jahre alt und noch nicht verheiratet? In Augen der Verwandtschaft ist solch ein Umstand quasi ein Verbrechen für eine junge Frau in Dagestan. Nun soll ein Bräutigam für Patja, die nach einem Jahr Aufenthalt in Moskau in ihr Heimatort zurückkehrt, gefunden werden. Ähnlich sieht die Lage für den jungen Anwalt Marat aus. Seine Eltern, insbesondere die Mutter, haben schon die Geduld verloren und nun ein Festsaal für die Hochzeitsfeier auf ein bestimmtes Datum reserviert. Die Braut fehlt allerdings, was Marats Mutter keineswegs in Verlegenheit bringt, denn es gibt eine große Liste mit bestens ausgesuchten Kandidatinnen.
Alissa Ganijewa wirft in ihrem Roman „Eine Liebe im Kaukasus“ (rus. „Жених и невеста“) einen kritischen Blick auf ihre Heimat – Dagestan. Gleichzeitig werden aber viele Figuren humorvoll und mit Liebe dargestellt. Im Zentrum der Geschichte steht die gespaltene Gesellschaft Dagestans: die jüngere Generation erscheint konservativer als ihre Eltern, die in der Sowjetunion aufgewachsen sind. Die religiösen Strömungen und kriminelle Autoritäten bringen Unruhe, und keiner kann sich frei entscheiden, wie sein Leben zu gestalten ist. Denn es gibt bestimmte unsichtbare Regeln und Verbote, die für alle gelten. Die Hauptfiguren Patja und Marat geben sich jedoch damit nicht zufrieden.
Die junge Schriftstellerin aus Dagestan erhielt bereits zahlreiche Literaturprämien, unter anderem „Русский Букер“ für „Eine Liebe im Kaukasus“ (2015). Kühn und rebellisch erzählt A. Ganijewa aus der Perspektive eines Liebesromans auch über soziale Strukturen und moralische Prinzipien in ihrer Heimat, über die weltweit leider nur wenig bekannt ist.
Mehr Informationen zu der deutschen Ausgabe des Romans gibt es auf der Homepage des Suhrkamp Verlags.
Bildquelle: Lubov Kabalinova “Russian novelist Alisa Ganieva” https://www.flickr.com/photos/britishcouncilrus/30810856361/in/photostream/, Lizenz CC BY_NC_SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/