Der Weg des Roboters – Tschechien, KZ und ein zynischer Regisseur

Roboter hier, Roboter da, Roboter sind überall und mittlerweile nicht nur als Protagonisten von Science Fiction-Büchern oder -Filmen. Sie werden mehr und mehr in unser Leben eingebunden, doch bis so ein Helfer in jedem Haushalt den Alltag erleichtert, wird es wohl noch eine Weile dauern. Bei so einer „frischen“ Erfindung hat es ja auch noch Zeit. 1920 wurde das Wort „Roboter“ bzw. „Robot“ zum ersten Mal verwendet. Von wem und in welcher Sprache? Nein, Nein und noch Mal Nein. Es waren nicht die Amerikaner, auch nicht die Japaner, und die Russen hatten zu der Zeit andere Sorgen. Es waren die Tschechen – Ja, die Tschechen (nicht die Tschetschenen) – die den Roboter erfanden. Um genauer zu sein – Karel Čapek. Čapek – einer der wichtigsten tschechischen Schriftsteller, der in seinem Drama R.U.R. die heute weltweit verbreitete Bezeichnung für Künstliche Intelligenz bzw. androide Maschinen als Erster benutzte und auch der Autor des Wortes ist. In seiner Vorstellung waren es aber eher im Labor entstandene Menschen – heute würde man dazu vielleicht Klonen sagen.

Nun, seit der Veröffentlichung des Dramas sind mittlerweile fast 100 Jahre vergangen. Die Geschichte handelt von dem Wissenschaftler Namens Rossum (R.U.R. – Rossumovi univerzální roboti – Rossum’s Universal Robots) und seinem Neffen, der die Erfindung seines Onkels – eine Chemikalie, die sich wie Protoplasma verhält – erfolgreich vermarktet. Es wird eine unendliche Zahl von Robotern produziert und mit dem raschen Fortschritt werden sie auch dem Menschen auch immer ähnlicher bis… Bis sie so „klug“ sind, dass sie durch die Ermordung aller Menschen unabhängig werden wollen. Ein Fehler, wie sich später herausstellt, der schließlich zu neuen Adam und Eva führt.

So ein Drama! Das erste literarische Werk zum Thema der Roboter (vom Tschechischen: Zwangsarbeit (im Sinne der Leibeigenschaft)). Was sagt die Filmindustrie dazu? Nichts. Oder so gut, wie nichts. Hollywood hat in den fast 100 Jahren, was das Zeug hält, über Roboter erzählt und damit Milliarden verdient. Doch der Ur-Faust der Robotergeschichte – R.U.R. – blieb aus unerklärlichen Gründen auf der Strecke liegen. An Übersetzungsproblemen aus dem Tschechischen wird es wohl kaum liegen. Das Drama gibt es in mehr als 30 Sprachen, darunter Deutsch, Englisch und Esperanto. Einige wenige haben sich doch da ran getraut: 1938 drehte BBC einen 35-minütigen Theaterspielfilm und 2013 drehte der Amerikaner James Kerwin einen 6-minütigen Clip nach den Motiven des Dramas. Der letztere hat mit dem Drama nur sehr wenig zu tun und erinnert eher an eine an „Austin Powers“ und „3 Engel Für Charlie“ angelehnte ironische oder gar zynische Komödie mit viel nackter Haut, Latex und Lippenstift. Kerwin soll noch dieses Jahr einen ganzen Film mit dem Titel R.U.R. drehen. Die Nachricht blieb aber bis jetzt auf der Gerüchteebene. Soll es wahr und die Fortführung des Clips von 2013 sein, wird es wohl kaum eine ehrenvolle Hommage an Karel Čapek und seinen Bruder Josef sein. Josef, der ihm den Tip zum Wort „Robot“ gab, starb im April 1945 im KZ Bergen-Belsen. Karel, der für die Gestapo in der Tschechoslowakei zum Staatsfeind Nr. 2 wurde, starb 1938 an einer Lungenentzündung. Starb mit ihm auch die glorreiche Zukunft seiner Erfindung? Nein, denn es liegt an uns, den Namen Čapeks nicht zu vergessen und womöglich bald gibt es R.U.R. als ein Meisterstück, reif für das Academy Award.


Bildquelle: By Work Projects Administration Federal Art Project, New York City [Public domain] PD-US, via Wikimedia Commons https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/56/R.U.R._by_Karel_%C4%8Capek_1939.jpg

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