Ende 1980er kommt die Verfilmung von Ljudmila Razumowskajas Drama „Liebe Elena Sergejewna“ in sowjetische Kinos. Das an der Wende von zwei Epochen entstandene Drama des berühmten Regisseurs von „Ironie des Schicksals“ Eldar Rjasanow ist ein zeitkritisches und unbequemes Porträt der Perestroika.
Die Mathelehrerin Elena Sergejewna hat Geburtstag. Eigentlich würde sie sich gar nicht daran erinnern, wenn ihre SchülerInnen – Wolodja, Ljalja, Pascha und Witjek – nicht zu ihr nach Hause kämen und sie nicht zum Geburtstag mit Blumen und Champagner gratulierten. Aber hinter ihren Lächeln und Glückwünschen steckt eine kaltblütige Kalkulation: die frisch geschriebenen Abiturprüfungen, die im Schulsafe aufbewahrt werden, zu fälschen. Die richtigen Varianten der Klausur haben die SchülerInnen vorsorglich mitgebracht. Bestechen möchten sie die Lehrerin mit Bohemia Gläsern aus der Tschechoslowakei und dem Angebot, die schwer kranke Mutter von Elena Sergejewna beim besten Arzt Moskaus behandeln zu lassen. Ehrliche und unbeugsame Elena Sergejewna traut ihren Augen nicht zu: haben diese jungen Leute, die gestern noch Kinder gewesen sind, überhaupt ein Gewissen? Sie lachen ihr ins Gesicht und sagen Grobheiten, sie haben überhaupt keinen Respekt für ihre Idealen. Elena Sergejewna ist für sie ein Dinosaurier, eine Heuchlerin, „die Maschine für Losungen“. In ihren Augen sind sie aber kleinbürgerlich, bettelarm, vom Weg Abgekommene. Und nur mit Witjek, der sich mit Spiritus betrinkt, hat Elena Sergejewna Mitleid. In ihm sieht sie noch etwas Ehrliches und Aufrichtiges.
„Schurken und Halunken“, könnte man über Wolodja, Ljalja, Pascha und Witjek sagen. „Sie sind nur die Kinder ihrer Eltern“, würde aber jemand Anderer meinen. Kommunismus wurde nicht erbaut, und in der Welt kann man alles kaufen und verkaufen, denken die SchülerInnen. Die neue Moral soll die alte ersetzen. Aber was ist genau genommen diese „alte Moral“? Gab es sie, hat an sie jemand jemals geglaubt? Wir bleiben alleine unter diesen Fragen, da der Film sie nicht beantworten kann.
Liebe Elena Sergejewna, 1988 (Regisseur: Eldar Rjasanow)
Filmausschnitt / Soundtrack zu dem Film
Bildquelle: © Мосфильм / Ритм via schukina.ru
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