„Die Liebe als der zufällige Tod“* von Renata Litvinova

Grotesk und Chaos herrschen im Debütfilm von Renata Litvinova „Богиня: как я полюбила“**. Begleitet von dissonanten Akkorden erzählt die Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin in einer Person eine mystische Detektivgeschichte.

Den Handlungsablauf bekommen wir in Form eines Tagesbuches, in dessen Zentrum die Geschichte der Ermittlerin Faina steht. Ein gruseliges Ereignis ist passiert: ein Mädchen ist verschwunden. Die Eltern verdächtigen die Nachbarn, ein kinderloses Paar, der Entführung ihrer Tochter. Den Fall hält man nach langen Ermittlungen für unlösbar, Faina will aber nicht aufgeben, da sie ein inneres Gefühl hat, das Mädchen sei noch am Leben.

Die Ermittlerin Faina ist eine undenkbare Figur: die zierliche träumerische Blondine im Regenmantel scheint in den Verhältnissen der russischen Miliz ein Fremdkörper zu sein. In ihren Träumen kommt ihre verstorbene Mutter zu ihr und bittet sie, zu ihr, in das Reich des Todes hinabzusteigen. Über das Sterben soll sich Faina keine Sorgen machen: es gibt da nichts zu fürchten. Nachdem Faina zwangsbeurlaubt wurde, trifft sie zufällig den „Professor“, der ihr anbietet, für eine kurze Zeit in die Geisterwelt einzutauchen.

Hinter dem Detektiv als Darstellungsform versteckt sich eine philosophische Suche nach dem Sinn des Lebens. Die Lebensqual führt Faina zu einem eindeutigen Ergebnis – die Liebe. Der Preis der Erkenntnis ist aber hart – der Tod. In „Богиня как я полюбила“ verschwimmt die Grenze zwischen der Erzählung und dem Persönlichen. Renata Litvinova schafft in ihrem, im wahren Sinne des Wortes „Autorenfilm“ eine surreale und seltsame Wirklichkeit, die Einem gefallen mag oder auch nicht.

The Goddess: How I Fell in Love, 2004 (Regisseurin Renata Litvinova)

Musik aus dem Film:

Земфира „Любовь как случайная смерть“

Nick Cave and the Bad Seeds „Red Right Hand“


*Der Titel ist ein Zitat aus dem Lied von Zemfira „Любовь как случайная смерть“.

**[Engl.] „The Goddess: How I Fell in Love“

Bildquelle: Sovatu „богиня. как я полюбила“ https://www.flickr.com/photos/76148407@N08/8731446717/; Lizenz CC BY-NC-ND 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

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