Gopniki, hocken, Hardbass – party hard in Russland

Russische bzw. slawische Gopniki sind mittlerweile eine bekannte Erscheinung auch außerhalb der postsowjetischen Länder. Ob es sich dabei um eine Subkultur handelt? Das eher nicht: Gopniki sehen sich selbst als ganz normale „пацаны“ (rus. Jarg.: „Jungs“) und möchten im Gegensatz zu Subkulturen in ihrem traditionellen Sinne sich nicht von der Masse unterscheiden. Die Zugehörigkeit zur eigenen Gruppe ist dagegen entscheidend.

Die Ursprünge des Wortes „gopnik“ sind umstritten.* Folgende Versionen schweben in der Luft: der Ausdruck „гоп-стоп“ (rus. Jarg. „Raub“), das Verb „гопать“ (rus. Jarg. „Umherirren ohne bestimmtes Ziel“) oder das Wort „гопа“ – von „ГОП“ (Abkürzung für das Stadtwohnheim des Proletariats). Diese Kultur ist hauptsächlich auf dem Territorium der Sowjetunion und später ex-sowjetischer Länder in der Transformationszeit – in den1920ern und 1990ern Jahren – entstanden. Denn genau der Zuzug von Landleuten in die Städte in der frühen sowjetischen Zeit sowie die Arbeitslosigkeit und zugenommene Kriminalität nach der Perestroika förderten die Weiterverbreitung von Gopniki.

Vor kurzem haben „нормальные пацаны“ (rus. „normale Jungs“) auch den Weg zu den Herzen der Jugend außerhalb des Postsowjetikums gefunden. Die unternehmensfreudigen YouTube-Blogger nutzen den Trend aus und machen sogar ganze Tutorials über „Gopnik sein“ auf Englisch. Ein bekanntes Beispiel ist der YouTube-Kanal „Life of Boris“:

Alle, die sich die Werte von Gopniki aneignen möchten, kommen auf keinen Fall an der Hardbass-Bewegung vorbei. Das in Russland 2010 gedrehte Video „Школа колбасы“ (rus. „die Wurstschule“) mit der ironischen Nachahmung von „гоп“-Tänzen auf Diskos hat mit sich eine Flut an ähnlichen Videos ausgelöst. Die wild tanzenden jungen Leute in Adidas Trainingshosen sind zu einem Mem, einem neuen Kitsch über slawische „пацаны“ geworden. Dies fand ebenso einen Widerhall in Musikvideos der „westlichen“ Rap-Sänger. Mittlerweile ist das Netz voll mit ironischen Hardbass-Videos.

Ob sich aber echte Gopniki dadurch beleidigt fühlen oder im Gegensatz ihre Popularität im Ausland genießen, ist allerdings schwer zu beurteilen.

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Über das „Hocken-Phänomen“ bei diversen Musikern auf bento.

Die Russenhocke & Hardbass sind aber nur wenige der vielen Aspekte dieser (Sub)Kultur. In unseren weiteren Beiträgen berichten wir euch darüber, was Gopniki mit Frankreich zu tun haben, welche ähnlichen Erscheinungen es in Polen und auf dem Balkan gibt und vieles mehr.


* Gavriljuk, V. V.: Gopniki kak fenomen v srede molodezhi. In: Soziologicheskie issledovaniia, Issue 1, S. 126-131, 2010.

Bildquelle (Titelbild): „Spontaneous portrait of a street hooligan“ by napugal, via Flickr (Link), Lizenz CC BY-NC-ND 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/).

12 Kommentare

  1. Daniel Valencia

    Danke für antorworten nach meiner Fragen mit diesem Post! Ich wollte sehr über das Thema wissen von einem Slawischen Sicht. Ich muss sagen, dass es diese ,,Kultur“ oder Mode nicht sehr in Leteinamerika sehr bekannt, ausser vielleicht ein oder zwei Filmen, wo Post-Sowjetische Klischee gezeigt werden (z.B. Everything is Illuminated mit Elijah Wood und Gypsipunk singer Eugene Hütz) oder Memes in Internet über „Slav squat“.
    Ich hab meinen Freunden darüber erzähllt und alle waren sehr begeistert und haben viel gelacht. Aber haben es auch sehr interessant gefunden, als eine Post-Sowjetische Phänomen. Unsere Facebook chat Gruppe ist, bis heute, voll mit Gopniki Referenz und wir wollen ein Gopniki thematic Party Machen. Diese Ausdrucksformen der kulturellen Marginalität aufgrund komplizierten Zusammenhänge sind uns nicht fremd.

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