Interview: Drob Dynamic über Deutschrap, Kreuzberg, Nutella & Feminismus

osTraum hat >> Drob Dynamic << an die Spitze der >> TOP 7 Deutschrapper vom Balkan << gewählt. Jetzt haben wir mit dem gebürtigen Kreuzberger persönlich gesprochen und das ist unser stabiles Interview:

osTraum: Wie viele Sprachen sprichst und wie viele verstehst du?

Also, Deutsch, Englisch, ein bisschen Spanisch, Rumänisch natürlich, Serbisch ein bisschen. Boa, habe ich eine Sprache vergessen? Ich glaube nicht.

osTraum: Welche Rolle spielt dabei Kreuzberg?

Ich bin in Kreuzberg geboren und aufgewachsen. Kreuzberg ist richtig multikulti. Man sagt ja auch, Kreuzberg ist Klein-Istanbul. Natürlich sympathisiere ich auch ein bisschen mit der türkischen Sprache, weil ich mit türkischen Freunden aufgewachsen bin und da kennt man schon diesen Ausdruck oder jenes Wort. Das ist eine coole Sache so. Kreuzberg hat mir die Möglichkeit gegeben
in verschiedene Kulturen reinzuschauen. Ich bin auch dankbar, diese Möglichkeit bekommen zu haben, weil ich weiß, dass es in anderen Bezirken nicht so abgeht. Wenn ich auf die und die Schule gegangen bin, weiß ich natürlich, dass es da viele Araber und viele Türken gibt, auch Deutsche und Afrikaner. Dann bist du mit verschiedenen Kulturen konfrontiert und lernst dazu. Das ist immer ein Gewinn für dich als Persönlichkeit.

osTraum: Wie steht deine Familie zu deiner eigenen Musik?

Alle finden es cool. Alle haben kein Problem damit. Keiner sagt: „Was soll das?!“ Mein Vater fragt auch so: „Was los bei dir? Wann kommt mal was Neues? Was machst du? Wann kommt dein Vertrag? Du musst was machen.“ Ich kriege von ihm auch so ein bisschen Arschtritte so nach dem Motto: „Hey, was ist los bei dir? Wann kriege ich mein Haus?

Drob Dynamic in Action:

osTraum: Woher kommt das? Liest er sich Interviews von anderen Rappern durch oder weiß er, was sie verdienen?

Ne, gar nicht. Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen. Die haben aber nichts mit der Musikszene zu tun. Das ist so eine eigene Welt. Mein Vater eben auch nicht. Er kann die Musik nicht verstehen. Er hört so seine alten Roma-Lieder gerne. Er nimmst es nicht so Ernst mit der Musik, aber er gönnt mir den Erfolg, wenn er sieht, dass ich damit erfolgreich bin. Er fiebert schon mit, aber dass ist halt nicht seine Musikrichtung.

osTraum: Würde er es gern sehen, dass du auf Rumänisch oder Serbisch rappst oder singst?

Ne, das hat er mich nie gefragt. Das würde ich aber auch nicht machen, weil ich mich in den Sprachen nicht wohlfühle, um darin zu musizieren. Ich kann mir vortsellen, mal da ein paar Worte einzubauen, mal da ein paar Sätze zu rappen. Damit könnte ich meinen Background zeigen. Wo ich herkomme. Das machen ja Deutschrapper mit türkischem oder arabischen Hintergrund ja auch. Das ist ja auch kein Problem. Aber so einen ganzen Song in der Sprache durchzuziehen, könnte ich mir nicht vorstellen.

osTraum: Hörst du serbische oder südslawische Musik?

Auf Hochzeiten hören wir natürlich sehr viel serbische Musik. Privat höre ich ab und zu gern Šaban Šaulić – der ist eine serbische Legende. Von den neuen…von Rappern – Jala Brat. Ich höre aber sehr viel Deutschrap. Ich bin auf Deutschrap fixiert.

Capital Bra – ebenfalls ein Alumni von Rap am Mittwoch:

osTraum: Auch Rap aus anderen Ländern?

Ab und zu höre ich serbischen Rap. Amerikanischen Rap höre ich auch ein bisschen. Was ich zur Zeit feiere, ist lateinamerikansicher Rap – Tracks von Bad Bunny und Daddy Yankee z. B. Der Brasilianische Trap ist auch richtig krass. Ich kenne einen auch persönlich. Er heißt Matuê – zur Zeit die Nummer 1 in Brasilien. Er hat fast 1 Mio. Follower auf Instagram und ist voll durch die Decke gegangen. Ein krasser Typ. Auf jden Fall mal reinziehen. Er macht super Mucke.

osTraum: Du schreibst ja deine Text selbst. Was denkst du darüber, wenn Rapper die Texte für sich schreiben lassen?

Das sind für mich keine richtigen Künstler. Ich finde, dass genau die Texte dich ausmachen. Wenn du mal hier mal da Hilfe holst, wenn du einen Freund fragst – Was meinst du dazu? Hast du bessere Vorschläge? – dann ist es OK. Aber, wenn du sagst, ich gebe die so und so viel Euro… Ich selbst habe auch für andere Leute geschrieben, aber das ist für mich strictly Business. Ich schreibe für dich. Du gibst mir das Geld. Die, die ihre Texte kaufen, sind keine 100% Künstler, aber nicht jeder hat den gleichen Maßstab, diesen Drang zu sagen: Hey, ich bin ein Künstler! Die Leute wissen ja nicht, ob er seinen Text selber geschrieben hat oder nicht. Wenn er eben sagt, ich mache ein Produkt und kein Kunst. Wenn er und seine Hörer damit klar kommen, dann ist es egal. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Nicht nur auf der Bühne ein Action-Held:
seine neue Top-Form und sein neues Familienglück:

osTraum: Du bist 1990 in Kreuzberg geboren. Viele Jungs, die zu der gleichen Zeit mit dir in Kreuzberg oder anderen Berliner Bezirken aufgewachsen sind und Rapper geworden sind, benutzen in ihren Lyrics viele Klischees. Sie provozieren häufig mit Homophobie, Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus. Bei dir ist es nicht so. Was meinst du aber zu dieser Tendenz?

Das ist ein schmaller Grad zwischen Meinungsfreiheit, Kunst und Provokation. Kunst, die einen verletzen kann. Um auf der sicheren Seite zu sein, mache ich so was nicht. Hier und da mache ich mal gern Satire, aber nur das, was ich vertreten kann. Wenn ich in meinem Song sage: Hey! Wählt die NPD – die Nutella Partei Deutschlands. Dann sagen alle so, dass es lustig ist – ha-ha – Wenn sie mich wählen, werden sie ihr braunes Wunder erleben… ich bin braun, Nutella ist braun. Aber das feiern wiedrum die Leute. Ich ecke damit so ein bisschen an. Ich finde so eine Provokation, die du meinst, muss nicht sein. Wenn die Leute, die das machen, das Echo vertragen können, muss jeder für sich gucken. Das ist aber nicht mein Ding.

osTraum: Wie stehst du zu Feminismus im Deutschrap?

Feminismus im Deutschrap hat seine Daseinsberechtigung. Das muss auch sein, weil Deutschrap sehr maskulin ist. Legen wir die Karten auf den Tisch, die Frauen haben es schwerer im Deutschrap. Sie werden belächelt – Für eine Frau machst du das gut! – „Für eine Frau…“ – Warum muss man das sagen? Einfach selber machen und machen lassen und nicht über andere beurteilen, weil sie gewisse Geschlechtsteile haben oder nicht.

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